Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2018; 28(04): 247
DOI: 10.1055/s-0038-1668284
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Minimale strukturelle Skoliosen mit Beckenschiefständen in Sitzposition bei chronischen nichtspezifischen Rückenschmerzen. Klinische Beobachtungen

A Model
1   Orthopädische Abteilung, Fachkliniken Sonnenhof/Höchenschwand
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Publication Date:
09 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Minimale strukturelle Skoliosen der Wirbelsäule bis zu 10 Grad nach Cobb Seitkrümmung und geringer axialer Drehung gelten als klinisch unbedeutend. Gilt diese Annahme auch für nichtspezifische Rückenschmerzen? Beobachtungen aus Klinik und Praxis könnten Hinweise zur Beantwortung der Frage geben.

Methode:

Bei nichtspezifischen Rückenschmerzen wurde bei der Untersuchung besonders auf feine Asymmetrien im Körperbau geachtet und zugleich manualtherapeutisch nach Schmerzursachen gesucht bei insgesamt ca. 2000 Männern und Frauen im Alter zwischen 17 und 80 Jahren innerhalb 14 Jahren. Der Beckenstand wurde im Stehen und zusätzlich im Sitzen überprüft, um den Einfluss der Beinlängen auf die Haltung auszuschließen.

Ergebnisse:

Nahezu alle Patienten hatten eine Höhendifferenz zwischen rechtem und linkem Beckenoberrand in Sitzposition, die im Stehen überwiegend schwand. Die Differenz betrug ca. 1 – 2 cm. Nahezu alle Untersuchten hatten Wirbelgelenk- und Rippengelenkblockierungen. Bei einer strukturellen Skoliose, auch minimalen Ausmaßes, lagen immer Blockierungen im mittleren Brustkorb vor. Mit Lösen der Blockierungen erfolgte Schmerzfreiheit oder erhebliche Schmerzminderung. Dieselben Schmerzen entstanden bei Wiedereintreten der Blockierungen. Letzteres war bei strukturellen Skoliosen, auch minimalen, regelmäßig der Fall.

Schlussfolgerung:

Auch minimale strukturelle Skoliosen bis zu 10 Grad nach Cobb verbunden mit einer Asymmetrie des Beckenoberrandes in Sitzposition scheinen indirekt durch Förderung der Entstehung schmerzhafter Wirbelgelenk- und Rippengelenkblockierungen chronisch rezidivierende „nichtspezifische“ Rückenschmerzen zu verursachen oder mit zu verursachen.