Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2018; 28(04): 246
DOI: 10.1055/s-0038-1668280
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prävalenz von Komorbiditäten bei Lymphödemerkrankungen

M Liebl
1   Arbeitsbereich Physikalische Medizin und Rehabilitation, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
L Schuster
1   Arbeitsbereich Physikalische Medizin und Rehabilitation, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
A Reißhauer
1   Arbeitsbereich Physikalische Medizin und Rehabilitation, Charité Universitätsmedizin Berlin
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Publication History

Publication Date:
09 August 2018 (online)

 

Hintergrund:

Bekannte Komorbiditäten im Sinne von Ursachen oder Risikofaktoren für Lymphödeme (LÖ) sind u.a. Krebserkrankungen und ihre Behandlung, Adipositas, chronisch venöse Insuffizienz und Lipödem. Bekannte Folgeerkrankungen sind u.a. Erysipele.

Methoden:

Retrospektive Analyse, n = 391 konsekutive Fälle, darunter n = 51 primäre LÖ und n = 340 sekundäre lymphostatische Krankheitsbilder. Vergleich mit Prävalenzdaten der Allgemeinbevölkerung.

Ergebnisse:

Das Geschlechterverhältnis in der Stichprobe war 9:1 (w:m). Während die primären LÖ-Patientinnen einen BMI vergleichbar der altersentsprechenden Referenzgruppe der Allgemeinbevölkerung aufweisen, zeigen Patientinnen mit sekundär-lymphostatischen Erkrankungen einen durchschnittlichen BMI von 33,8 bzw. einen Anteil von 64% adipöser Patientinnen (21% sogar mit BMI über 40). Die Prävalenz des Erysipels ist mit 7,8% bzw. 7,9% zwischen der primären und sekundären Genese vergleichbar häufig. Weitere Prävalenzen wie Diagnosen aus dem muskuloskelettalen Bereich (ICD-Kapitel XIII/“M“) zeigten sich altersgerecht in der Stichprobe. Eine hohe Prävalenz von Schilddrüsenerkrankungen (36%, davon 94% Schilddrüsenunterfunktion) zeigte sich bei sek. LÖ.

Diskussion:

Zum Teil kann das Patientenalter und Geschlecht die Prävalenzen erklären. Auffällig beim sekundären LÖ ist die Prävalenz der Adipositas, die als Kofaktor bei der Entstehung und als aggravierender Faktor bekannt ist. Von Interesse ist auch die vergleichbare Prävalenz von Erysipelen zwischen den primären und sekundären Lymphödemen. Offenbar spielt die Genese des LÖ für die Entstehung eines Erysipels keine Rolle. Bislang kaum beschrieben, aber höchst auffällig ist die hohe Prävalenz von Schilddrüsenerkrankungen, insbesondere der Hypothyreose, bei sekundären LÖ.