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DOI: 10.1055/s-0038-1667991
Psychosoziale Bedürfnisse und Belastungen bei onkologischen Rehabilitanden: Warum werden sie im Aufnahmegespräch nicht geäußert bzw. erkannt?
Publication History
Publication Date:
06 August 2018 (online)
Einleitung:
Viele onkologische Rehabilitanden brauchen aufgrund psychosozialer Belastungen professionelle Unterstützung. Das Aufnahmegespräch der Reha ist ein geeigneter Zeitpunkt, diesen Bedarf zu erkennen und ggf. Maßnahmen einzuleiten. Dennoch wird der Unterstützungsbedarf im Aufnahmegespräch oft nicht erkannt bzw. von den Rehabilitanden nicht geäußert. In dieser Studie sollen Gründe dafür untersucht werden.
Material & Methoden:
Es wurden teilstrukturierte Leitfadeninterviews mit N = 29 onkologischen Rehabilitanden (Indikationen: Brustkrebs (C50), Prostatakrebs (C61) oder Darmkrebs (C18-C21)) durchgeführt. Dabei wurden potenzielle Gründe erfragt, warum Belastungen nicht geäußert oder nicht erkannt werden bzw. warum professionelle Unterstützung abgelehnt wird. Die Auswertung erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse.
Ergebnisse:
Gründe für das Nichtäußern von Belastungen wurden auf der Basis von 122 Kodierungen in 4 Oberkategorien mit insgesamt 20 Subkategorien gegliedert. Dabei wurden vorrangig Barrieren genannt, die im Patient selbst liegen (z.B. Angst vor negativen externen oder internen Folgen). Darüber hinaus wurden Barrieren im Arztverhalten (z.B. mangelnde Empathie), Barrieren in der Arzt-Patient-Beziehung sowie Barrieren im Setting (z.B. Zeitmangel) aufgeführt. Gründe für das Nichterkennen von Belastungen wurden in dieselben Oberkategorien gegliedert, mit insgesamt 10 Subkategorien auf der Basis von 39 Kodierungen. Schwerpunkt der Nennungen lag dabei auf Barrieren im Arztverhalten (u.a. keine Möglichkeit gegeben, um psychische Belastung zu äußern). Gründe für das Ablehnen von professioneller Unterstützung waren hauptsächlich Barrieren im Patient selbst (u.a. falsche Vorstellungen von professioneller Unterstützung, andere Prioritäten während des Reha-Aufenthalts). Dabei wurden insgesamt 13 Subkategorien auf der Basis von 58 Kodierungen gebildet.
Diskussion:
Die Studie liefert Hinweise auf das Vorliegen einer Vielzahl von Gründen, warum im Aufnahmegespräch der onkologischen Rehabilitation Belastungen nicht geäußert oder nicht erkannt werden. Dabei lassen sich Barrieren in den folgenden 4 Kernbereichen feststellen: Patient selbst, Arztverhalten, Arzt-Patient-Beziehung, Setting. Im weiteren Studienverlauf erfolgen die qualitative Auswertung von Expertenmeinungen (Klinikmitarbeiter, Selbsthilfegruppen) sowie eine Quantifizierung der Ergebnisse.
Schlussfolgerung:
Eine Weiterentwicklung in der psychosozialen Versorgung von onkologischen Rehabilitanden erscheint auf Basis der Ergebnisse in den beschriebenen 4 Kernbereichen notwendig. Dies könnte z.B. durch die Durchführung spezieller Kommunikationstrainings für Ärzte oder die Implementierung eines eigenen psychologischen Aufnahmegesprächs verwirklicht werden.