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DOI: 10.1055/s-0038-1667990
Soziale Ungleichheiten im Erfolg medizinischer Rehabilitationen und deren Varianz nach individuellen und behandlungsbezogenen Merkmalen
Publication History
Publication Date:
06 August 2018 (online)
Einleitung:
Bisherige Analysen zeigen eine soziale Ungleichheit in der Wirksamkeit medizinischer Maßnahmen: Personen in einer niedrigen sozialen Position ziehen einen geringeren Nutzen daraus. Dies könnte auch für medizinische Rehabilitationsmaßnahmen gelten. Empirische Studien mit großen Kollektiven und belastbaren Outcome-Indikatoren sind jedoch selten. Zudem wurde bislang kaum untersucht, ob mögliche soziale Ungleichheiten entlang weiterer individueller (Alter, Familienstand, Bewilligungsdiagnose) oder behandlungsbezogener Merkmale (Schwerpunktklinik, ambulant/stationär, stufenweise Wiedereingliederung) variieren.
Material & Methoden:
Die Analysen basieren auf einer Zufallsstichprobe von administrativen Daten der deutschen Rentenversicherung über Personen, die zwischen 2006 und 2009 eine medizinische Rehabilitationsleistung erhalten haben. Die sozioökonomische Position wird durch Bildung, Beruf und Einkommen gemessen, der Erfolg der Rehabilitation daran, ob im Jahr nach Abschluss der Rehabilitation eine Rückkehr in die Erwerbstätigkeit erfolgte. Es werden mit Regressionsanalysen Relative Risiken (RR) für Rehabilitationserfolg nach sozioökonomischem Status geschätzt. Darüber hinaus werden RR für individuelle und behandlungsbezogenen Merkmalen geschätzt und schließlich Interaktionsterme in die Regressionsmodelle integriert. Damit wird getestet, ob sich die soziale Ungleichheit im Rehabilitationserfolg nach den Ausprägungen der personen- und behandlungsbezogenen Merkmale unterscheidet.
Ergebnisse:
Erste Ergebnisse zeigen eine soziale Ungleichheit im Rehabilitationserfolg. Das Ausmaß der Ungleichheit variiert zudem zwischen individuellen und behandlungsbezogenen Merkmalen. Beispielsweise haben Rehabilitanden mit niedriger Bildung ein um ca. 30% höheres Risiko, nicht wieder voll ins Erwerbsleben integriert zu werden, gegenüber Rehabilitanden mit hoher Bildung. Bei Personen, die eine schrittweise Wiedereingliederung ins Erwerbsleben wahrnehmen, fällt dieser Effekt um ca. 15% schwächer aus, bei nicht verheirateten Rehabilitanden jedoch ca. 10% höher.
Diskussion:
Die Ergebnisse verdeutlichen, wie durch ungleiche Wirksamkeit medizinischer Maßnahmen gesundheitliche und soziale Ungleichheiten verschärft werden können. Zudem geben Sie Hinweise, für welche Personen oder in welchem Behandlungsumfeld die soziale Ungleichheit besonders stark bzw. schwach ausgeprägt ist.
Schlussfolgerung:
Die Ergebnisse sollten vertieft und im Hinblick auf ihre praktische Umsetzung weiterentwickelt werden.