Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e38-e39
DOI: 10.1055/s-0038-1667974
SYMPOSIEN
Aspekte chronischer Erkrankungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prädiktoren von Todesakzeptanz bei Krebspatienten

R Philipp
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, W26, Hamburg, Deutschland
,
S Vehling
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, W26, Hamburg, Deutschland
,
A Mehnert
2   Universitätsmedizin Leipzig, Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Leipzig, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 

Hintergrund:

Todesakzeptanz kann als adaptives, der Todesangst entgegengesetztes, Konzept verstanden werden, das die Anpassung an die psychische Belastung einer Krebserkrankung begünstigt. Bislang ist wenig darüber bekannt, welche Patientenmerkmale und psychologischen Merkmale das Ausmaß der Todesakzeptanz beeinflussen. In der Studie wollen wir zugrundeliegende Faktoren ermittelt, die das Verständnis von Todesakzeptanz erweitern.

Methode:

Zum ersten Erhebungszeitpunkt untersuchten wir N = 307 Patienten (Alter M = 59,6, 69% Frauen, 69% fortgeschritten erkrankt), die im Universitären Cancer Center Hamburg und der Lungenclinic Grosshansdorf behandelt wurden. Für das 1-Jahres-Follow-up lagen die Daten von N = 153 Patienten vor. Wir erhoben Todesakzeptanz mit den acht Items der gleichnamigen Subskala des Life Attitude Profile-Revised (7-stufige Likert-Skala von 1 = „stimme überhaupt nicht zu“ bis 7 = „stimme völlig zu“). Darüber hinaus erhoben wir Depression (PHQ-9), Angst (GAD-7) und Demoralisierung (Demoralization Scale).

Ergebnisse:

Die mittlere Todesakzeptanz der Stichprobe lag bei M = 4,3 (SD = 1,3) und veränderte sich im Verlauf eines Jahres nicht (p = 0,26). Die multiple lineare Regressionsanalyse zeigte, dass in zwei Modellen, in denen für Alter und Geschlecht kontrolliert wurde, ein niedrigeres Ausmaß an Angst (β = -0,08, p = 0,001, R2 = 16%) und Demoralisierung (β = -0,03, p = 0,001, R2 = 17%) einen signifikanten Einfluss auf die Todesakzeptanz nach einem Jahr hatten. Zudem sagten höheres Alter (β = 0,23, p = 0,04) und männliches Geschlecht (β = 0,61, p = 0,02) Todesakzeptanz voraus. Depression hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Todesakzeptanz.

Diskussion:

Existenzielle Belastungen in Form von Angst und Demoralisierung scheinen einen negativen Einfluss auf die Todesakzeptanz bei Krebspatienten nach einem Jahr zu haben. Psychologische Interventionen sollten insbesondere jüngere Patientinnen im Umgang mit existenzieller Angst am Ende ihres Lebens unterstützen.