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DOI: 10.1055/s-0038-1667931
Herausforderungen qualitativer Gesundheits- und Versorgungsforschung
Publication History
Publication Date:
06 August 2018 (online)
Einleitung:
Die qualitative Gesundheitsforschung ist etabliert, auch im Kontext einer evidenz-basierten Medizin. Im internationalen Vergleich gibt es in der deutschen medizinischen Psychologie und Soziologie Nachholbedarf im Bereich der qualitativen Methodenschulung und -entwicklung. Dabei verweisen viele Themen der Gesundheitsforschung, insbesondere die gemeindebasierten und individuellen psychosozialen Interventionsstrategien, auf eine qualitative Forschungsstrategie, da diese mit ihrer dialogisch-kommunikativen und prozessorientierten Methodologie und ihren sinnverstehenden Interpretationsstrategien in besonderer Weise geeignet ist, den Phänomenen von Gesundheit und Krankheit gerecht zu werden.
Material & Methoden:
Anhand eines Überblicks über den Stand der qualitativen Gesundheitsforschung wird auf den Kanon qualitativer Forschung verwiesen und die Vielfalt der Erhebungs- und Auswertungsmethoden, die bisher jedoch in der qualitativen Gesundheitsforschung zu wenig Anwendung findet, dargestellt. Im Besonderen wird auf rekonstruktiv-interpretative Verfahren wie z.B. das verstehende Interview, Grounded Theory, Sequenzanalyse eingegangen und deren Anwendung diskutiert.
Ergebnisse:
Die Wandlungstendenzen in den Versorgungsbedürfnissen, im Arzt-Patienten-Verhältnis etc. führen dazu, dass sich die kulturellen Deutungsmuster darüber wann Individuen sich gesund oder krank fühlen bzw. als gesund oder krank diagnostiziert werden, verschieben. Bei der Analyse dieses Wandels kann die interpretative Sozialforschung einen entscheidenden Beitrag leisten.
Diskussion:
Der Entwicklungsstand qualitativer Methoden, deren Anwendung sowie Chancen in unterschiedlichen Feldern werden diskutiert, wie auch die Herausforderungen von mixed-methods-designs. Zu diskutieren wird sein, warum sich die etablierten qualitativen Erhebungs- und Auswertungsverfahren im Feld der Gesundheitsforschung in ihrer Vielfalt kaum wiederfinden.
Schlussfolgerung:
Die subjektiven Erfahrungsaufschichtungen bei der Krankheitsbewältigung sowie die individuellen als auch kollektiven Deutungsmuster zu Gesundheit und Krankheit können mittels qualitativer Verfahren rekonstruiert und in eine möglichst genaue und reichhaltige Beschreibung sowie Analyse der komplexen sozialen Wirklichkeiten im Zusammenhang mit der Gesundheitsversorgung eingebettet werden. Dies gelingt jedoch nur, wenn zukünftig die Methodenschulung und -entwicklung in der qualitativen Gesundheits- und Versorgungsforschung vorangetrieben wird.