Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e19
DOI: 10.1055/s-0038-1667919
SYMPOSIEN
Traumatisierungen im Kontext schwerer körperlicher Erkrankungen und medizinischer Behandlungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) in der Peripartalzeit: Bedingungsfaktoren, diagnostische Besonderheiten und Implikationen für Mutter und Kind

J Martini
1   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden, Deutschland
,
K Weidner
2   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychosomatik, Dresden, Deutschland
,
J Junge-Hoffmeister
2   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychosomatik, Dresden, Deutschland
,
S Garthus-Niegel
2   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychosomatik, Dresden, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 

Einleitung:

In diesem Beitrag sollen Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt hinsichtlich Auftretenshäufigkeit, Diagnosestellung und Konsequenzen für Mutter und Kind dargestellt werden.

Material & Methoden:

Übersichtsarbeit.

Ergebnisse:

Die Häufigkeit von PTBS in der Schwangerschaft und nach der Geburt liegt bei circa 3%. Die Erfassung von anamnestischen Traumata ist in der Schwangerschaft besonders relevant, da beispielsweise Erinnerungen an einen früheren sexuellen Missbrauch sowohl durch die Kindsbewegungen als auch durch eine vaginale Entbindung getriggert werden können. Auch unabhängig von traumatischen Ereignissen in der Vorgeschichte kann das Geburtsereignis traumatisch erlebt werden, wenn eine Frau während der Entbindung befürchtet, dass ihr eigenes Leben oder das Leben ihres Kindes bedroht ist. Eine gründliche Anamneseerhebung mit besonderer Berücksichtigung von traumatischen Ereignissen in der Vorgeschichte sowie einer Erfassung der Erwartungen zur bevorstehenden Geburt können dabei helfen, gefährdete Frauen frühzeitig zu identifizieren. Für postpartale PTBS weist das Hyperarousal-Kriterium eine geringe Spezifität auf, da die mütterliche Fürsorge für das Neugeborene oft mit einer erhöhten Vigilanz und mit Veränderungen des Schlafrhythmus einhergeht. Peripartale PTBS sind hinsichtlich ihrer Konsequenzen nicht nur bedeutsam für die (werdende) Mutter, sondern auch für den Schwangerschaftsverlauf (z.B. Schwangerschaftskomplikationen) und den Fetus (z.B. Frühgeburtlichkeit) bzw. das Neugeborene (z.B. Mutter-Kind-Beziehung).

Diskussion:

Peripartale PTBS sollten frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden. Im Rahmen von Geburtsvorbereitungskursen können Informationen zum Ablauf der Geburt, zur Bewältigung von schwierigen Situationen während der Entbindung sowie die Anwendung von Entspannungstechniken vermittelt werden und zu einer Reduktion von Geburtsängsten beitragen. Wenn in der Schwangerschaft oder infolge einer traumatischen Geburt eine manifeste PTBS vorliegt, muss zeitnah eine psychotherapeutische Behandlung erfolgen.

Schlussfolgerung:

Zukünftig muss untersucht werden, welche Rolle peripartale PTBS für die transgenerationale Weitergabe einer erhöhten Vulnerabilität für PTBS spielen.