Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e10
DOI: 10.1055/s-0038-1667896
SYMPOSIEN
Kinder- und Jugendgesundheit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Soziale Determinanten der Teilnahme am Vereinssport bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland: Ergebnisse aus KiGGS Welle 2 (2014 – 2017)

B Kuntz
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
,
C Santos-Hövener
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
,
C Koschollek
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
,
JD Finger
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
,
S Krug
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
,
T Lampert
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Ausreichend Bewegung ist für die gesunde Entwicklung von Kindern essenziell. Studien zeigen jedoch, dass sich ein Großteil der Heranwachsenden in Deutschland zu wenig bewegt. Sportvereine bieten die Möglichkeit, sich gemeinsam mit anderen in organisierter Form sportlich zu betätigen. Neben dem gesundheitsbezogenen Nutzen haben Sportvereine auch eine soziale Funktion. Vor diesem Hintergrund wird der Einfluss verschiedener sozialer Determinanten auf die Teilnahme am Vereinssport bei Kindern und Jugendlichen untersucht.

Material & Methoden:

Datengrundlage bildet die von 2014 bis 2017 durchgeführte Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS Welle 2). Per Fragebogen wurden die Eltern 3- bis 10-jähriger Kinder gefragt, ob ihr Kind Vereinssport betreibt, 11- bis 17-Jährige wurden selbst befragt (n = 12.871). Als unabhängige Einflussfaktoren der Teilnahme am Vereinssport wurden neben Alter und Geschlecht der sozioökonomische Status (SES) der Herkunftsfamilie und ein etwaiger Migrationshintergrund (MH) erfasst.

Ergebnisse:

Insgesamt treibt mehr als die Hälfte der 3- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen in Deutschland Sport im Verein – Jungen mit 60,9% gegenüber 54,5% etwas häufiger als Mädchen. Bei beiden Geschlechtern werden in der Altersgruppe der 7- bis 13-Jährigen höhere Teilnahmequoten als im Vorschul- und Jugendalter erreicht. Je höher der SES, desto höher ist auch der Anteil der Jungen und Mädchen, die Vereinssport betreiben. Während Mädchen mit beidseitigem MH deutlich seltener in einem Sportverein aktiv sind als Gleichaltrige ohne MH (31,6% vs. 59,9%), trifft dies auf Jungen nicht gleichermaßen zu (54,3% vs. 63,0%).

Diskussion:

Die KiGGS-Ergebnisse zeigen, dass in bestimmten Bevölkerungsgruppen mehr Kinder in einem Sportverein aktiv sind als in anderen. Insbesondere Kinder aus sozial benachteiligten Familien und Mädchen mit beidseitigem MH sind in Sportvereinen unterrepräsentiert. Unklar bleibt, welche Gründe die geringere Inanspruchnahme von Angeboten des Vereinssports in diesen Gruppen erklären (Kosten, kulturelle Unterschiede etc.).

Schlussfolgerung:

Sportvereine erfüllen als Orte des sozialen Austauschs und der Integration eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Maßnahmen, die das Ziel haben, mehr Kinder und Jugendliche für den Vereinssport zu gewinnen, sollten bestehende Teilnahmebarrieren identifizieren und gezielt jene Gruppen in den Blick nehmen, die bislang am wenigsten in Sportvereinen vertreten sind.