Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e7
DOI: 10.1055/s-0038-1667887
SYMPOSIEN
Aktuelle Studien zur Rolle Sozialer Unterstützung für Gesundheit und Wohlbefinden (Symposium der AG „Psychosoziale Einflüsse auf die Gesundheit“ der DGMS)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Rolle sozialer Netzwerke für gesundheitliche Ungleichheiten im jugendlichen Tabakkonsum

I Moor
1   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Soziologie, Medizinische Fakultät, Halle (Saale), Deutschland
,
L Hoffmann
1   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Soziologie, Medizinische Fakultät, Halle (Saale), Deutschland
,
M Mlinarić
1   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Soziologie, Medizinische Fakultät, Halle (Saale), Deutschland
,
M Richter
1   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Soziologie, Medizinische Fakultät, Halle (Saale), Deutschland
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Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Der Freundeskreis ist für Jugendliche ein wichtiger Bezugsrahmen für die Gesundheit und das gesundheitliche Verhalten. Während soziale Unterstützung bereits gut untersucht ist, wurde der sozialen Netzwerkforschung (SNA: social network analysis) weniger Beachtung geschenkt. Dabei kann mithilfe der SNA – im Gegensatz zur Untersuchung sozialer Unterstützung – die Rolle verschiedener Personen im Netzwerk genau analysiert werden. Im Hinblick auf sozioökonomische Ungleichheiten im Jugendalter wurde der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Gesundheit bzw. Gesundheitsverhalten zwar oft untersucht, wenige Studien haben jedoch überprüft, inwieweit soziale Netzwerke (über soziale Unterstützung hinausgehend) diese Assoziation erklären. Für das Jugendalter existieren insbesondere Forschungsergebnisse zur Bedeutung des sozialen Netzwerks für den Tabakkonsum, die in diesem Beitrag gebündelt zusammengefasst werden. Dabei wird auch auf sozioökonomische Ungleichheiten eingegangen.

Material & Methoden:

Die bestehende Forschungsliteratur wurde aufgearbeitet und im Hinblick auf die bisherige Theorie und empirische Evidenz zur Rolle des sozialen Netzwerks für die Gesundheit und des Gesundheitsverhaltens mit besonderem Fokus auf den Tabakkonsum dargestellt. Dabei wurden zudem bestehende Forschungslücken benannt, die sich auch im Zusammenhang mit der Erklärung sozioökonomischer Ungleichheiten im jugendlichen Tabakkonsum ergeben.

Ergebnisse:

Der theoretische Rahmen umfasst die Thesen des sozialen Einflusses sowie der Selektion. Aus der Empirie ist bekannt, dass Jugendliche eher mit jenen befreundet sind, die ähnliche Verhaltensweisen (wie z.B. Tabak- und Alkoholkonsum) zeigen. Heterogene Ergebnisse fanden sich beispielsweise zur Position von Rauchern im sozialen Netzwerk. So verweisen verschiedene Studien darauf, dass Raucher sehr beliebt sind und eine zentrale Position einnehmen, bei anderen Untersuchungen waren Raucher jedoch in eher isolierten Positionen wiederzufinden.

Diskussion & Schlussfolgerung:

Die bestehenden Studien der sozialen Netzwerkforschung zeigen, dass vor allem der Tabakkonsum im Schulkontext analysiert wurde, weniger untersucht wurden die mentale Gesundheit sowie andere gesundheitsrelevante Verhaltensweisen. Insbesondere besteht Forschungsbedarf bzgl. der Analyse gesundheitlicher Ungleichheiten im Zusammenhang mit dem sozialen Netzwerk.