Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e6-e7
DOI: 10.1055/s-0038-1667886
SYMPOSIEN
Aktuelle Studien zur Rolle Sozialer Unterstützung für Gesundheit und Wohlbefinden (Symposium der AG „Psychosoziale Einflüsse auf die Gesundheit“ der DGMS)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erwerbskonstellationen von Paaren und depressive Symptome im höheren Lebensalter

M Engels
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf, Deutschland
,
S Weyers
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf, Deutschland
,
N Dragano
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf, Deutschland
,
M Wahrendorf
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. August 2018 (online)

 

Einleitung:

Zwar gibt es zunehmend Forschung zum Zusammenhang zwischen individuellen Erwerbsbiografien und Gesundheit im Alter. Weniger gut erforscht ist aber, ob neben der eigenen Erwerbsbiografie auch die des Partners/der Partnerin eine Rolle spielt. Im Fokus dieses Beitrags steht deshalb die Frage, inwiefern die verbrachte Dauer in verschiedenen Erwerbskonstellationen bei Männern und Frauen mit depressiven Symptomen im Alter assoziiert ist.

Material & Methoden:

Die Analysen basieren auf Daten der SHARE Studie (Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe), einer europäischen Kohortenstudie auf Haushaltsebene mit detaillierten retrospektiven Daten zur Erwerbsbiografie. Die Stichprobe umfasst 6051 Männer und 5975 Frauen, deren Biografien auf Paarebene verknüpft werden. Für jedes Jahr im Alter zwischen 20 und 50 Jahren werden 4 mögliche Konstellationen unterschieden: beide in Arbeit (A), nur Befragte/r in Arbeit (B), nur Partner/in in Arbeit (C), keiner von beiden in Arbeit (D). Anhand multivariater linearer Regressionen untersuchen wir den Zusammenhang zwischen den verbrachten Jahren in den einzelnen Konstellationen und depressiver Symptomatik (EURO-D Skala) im Alter > 50, jeweils für Männer und Frauen getrennt.

Ergebnisse:

Die Analysen zeigen, dass die Befragten im Durchschnitt die meiste Zeit in Konstellation A verbringen und die wenigste in D. Männer verbringen mehr Zeit in Konstellation B und Frauen in C. Bei beiden Geschlechtern sinkt die Anzahl der depressiven Symptome mit der Anzahl der Jahre in denen beide gearbeitet haben (M: p = 0,010, F: p = 0,001) und steigt mit den Jahren in denen nur der Partner/die Partnerin gearbeitet hat (M: p = 0,048, F: p = 0,003). Bei Männern besteht außerdem ein positiver Zusammenhang zwischen Jahren in denen keiner von beiden gearbeitet hat und depressiven Symptomen (p = 0,040). Bei Frauen ist dieser Zusammenhang schwächer und nicht signifikant (p = 0,117). Zwischen Jahren in denen nur der/die Befragte gearbeitet hat und depressiven Symptomen besteht kein Zusammenhang (M: p = 0,148, F: p = 0,657).

Diskussion:

Der Zusammenhang verschiedener Erwerbskonstellationen mit Depression im Alter unterscheidet sich zwischen Männern und Frauen. Im nächsten Schritt wollen wir Erwerbsbiografien von Paaren mithilfe der Sequenzanalyse typisieren, um zusätzlich zur Dauer auch den Zeitpunkt bestimmter Konstellationen im Lebenslauf zu untersuchen.

Schlussfolgerung:

Zukünftige Studien zum Zusammenhang von Erwerbsbiografien und Depression im Alter können davon profitieren, auch die Erwerbsbiografie des Partners/der Partnerin mit zu berücksichtigen.