Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e6
DOI: 10.1055/s-0038-1667884
SYMPOSIEN
Aktuelle Studien zur Rolle Sozialer Unterstützung für Gesundheit und Wohlbefinden (Symposium der AG „Psychosoziale Einflüsse auf die Gesundheit“ der DGMS)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Soziale Unterstützung und soziale Netzwerke von Kindern und Jugendlichen psychisch erkrankter Eltern

M Stiawa
1   Universität Ulm am BKH Günzburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg, Deutschland
,
B Filter
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik, Hamburg, Deutschland
,
K Kolmorgen
3   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters, Leipzig, Deutschland
,
S Wiegand-Grefe
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik, Hamburg, Deutschland
,
R Kilian
1   Universität Ulm am BKH Günzburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Kinder psychisch erkrankter Eltern haben im Vergleich zu Kindern aus der Allgemeinbevölkerung ein stark erhöhtes Risiko, selber psychisch zu erkranken und stellen damit eine Hochrisikogruppe für psychische Erkrankungen dar. Um zu klären, wie sich die psychische Erkrankung von Eltern auf die Gesundheit betroffener Kinder auswirkt, sind strukturelle und funktionale Merkmale sozialer Netzwerke psychisch erkrankter Eltern und ihrer Kinder ein möglicher Erklärungsansatz. Die psychische Erkrankung von Eltern ist für betroffene Kinder eine psychosoziale Belastung, die für Kinder ein Krankheitsrisiko darstellen kann, wenn in ihrem sozialen Netzwerk unterstützende Kontakte fehlen. Es liegen nur wenige und keine aktuellen Studien zu sozialen Netzwerken von Kindern psychisch erkrankter Eltern vor. Deshalb sollen Merkmale von sozialen Netzwerken und sozialer Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit einem psychisch erkrankten Elternteil erhoben werden.

Material & Methoden:

Mixed-Methods-Design: Es werden zwei altersadaptierte Versionen des SONET-Fragebogens eingesetzt (SONET-K, SONET-J), um Merkmale der sozialen Netzwerke und der sozialen Unterstützung von Kindern und Jugendlichen zu erheben. Die Befragung erfolgt persönlich, telefonisch oder über Skype. Die Ergebnisse werden mit klinischen Merkmalen wie psychiatrischer Diagnose und Behandlungsdauer bei Kindern und Eltern sowie soziodemografischen Angaben wie Alter, Geschlecht, Familienstand, Geschwisteranzahl, Schulform bei Kindern und Familienstand sowie der beruflichen Situation der Eltern in Bezug gesetzt. Anschließend werden qualitative Interviews mit einer Auswahl an Teilnehmern zur Bedeutung des sozialen Netzwerks vor dem Hintergrund der psychischen Erkrankung der Eltern geführt.

Ergebnisse:

An der Studie nahmen Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 19 Jahren teil. Ihre sozialen Netzwerke sind kleiner, bestehen aus mehr freundschaftlichen Kontakten, weniger unterstützenden Kontakten und signifikant weniger belastenden Kontakten als soziale Netzwerke von Kindern mit Eltern ohne psychische Erkrankung. Weder das soziale Funktionsniveau noch die psychiatrische Diagnose des Kindes hat einen signifikanten Einfluss auf die Anzahl von unterstützenden oder belastenden Kontakten.

Diskussion:

Merkmale sozialer Netzwerke und Unterstützungsressourcen von Kindern psychisch erkrankter Eltern werden im Hinblick auf die Versorgungssituation und sich anschließende Forschungsfragen diskutiert.

Schlussfolgerung:

Die Studienergebnisse geben einen Einblick in Strukturen und Unterstützungsressourcen sozialer Netzwerke von Kindern psychisch erkrankter Eltern. Dies ist ein wichtiger Beitrag zum besseren Verständnis der Situation von Kindern psychisch erkrankter Eltern und für die Entwicklung psychosozialer Hilfen und Präventionsmaßnahmen betroffener Kinder.