Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e3
DOI: 10.1055/s-0038-1667878
SYMPOSIEN
Nachwuchssymposium – Junge Perspektiven der Medizinischen Soziologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Dann hatte ich auch keine Lust mehr dahinzugehen“ – eine Bedarfsanalyse zur Prävention und Gesundheitsförderung für Kinder aus vulnerablen Familien

K Kreffter
1   Heinrich-Heine Universität, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf, Deutschland
,
S Wahl
2   Düsseldorf, Deutschland
,
N Dragano
2   Düsseldorf, Deutschland
,
S Weyers
2   Düsseldorf, Deutschland
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Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. August 2018 (online)

 

Einleitung:

Zur Förderung der Kindergesundheit halten Kommunen eine Vielzahl von Angeboten vor. Diese werden von vulnerablen Familien (z.B. bildungsfernen Familien oder Familien mit Migrationshintergrund) tendenziell seltener in Anspruch genommen. Welche Faktoren dazu beitragen und wie die Inanspruchnahme kommunale Angebote durch vulnerable Familien gesteigert werden könnte, ist bisher unklar. Die vorliegende Arbeit verfolgt den Ansatz des Health Needs Assessment. Sie untersucht, welchen Bedarf an kommunalen Angeboten der Prävention und Gesundheitsförderung Eltern von Kindern von 0 bis 7 Jahren haben. Dies erfolgt aus Sicht der Eltern und verschiedener Fachkräfte.

Material & Methoden:

Die Fragestellung wird im Rahmen der Studie „Gesundheit bei Schuleingang“ bearbeitet. Es wurden je vier leitfadengestützte Gruppendiskussionen mit Eltern (n = 26) und Fachkräften (n = 28) durchgeführt, um zu explorieren wie sich die elterliche Teilnahme an Präventionsangeboten darstellt und wie die Motivation zur Teilnahme günstig beeinflusst werden könnte. Die Gruppendiskussionen mit den Fachkräften wurden an der Universität durchgeführt, diejenigen mit den Eltern in Kindertagesstätten in Stadtteilen mit besonderem Handlungsbedarf. Die aufgezeichneten und transkribierten Texte werden derzeit von zwei Personen inhaltsanalytisch nach Kuckartz mit der Software MaxQDA ausgewertet. Die Ergebnisse aus den Diskussionen der Eltern und Fachkräfte werden anschließend gegenübergestellt, um zu analysieren, inwieweit die Wahrnehmung der beiden Gruppen kongruent oder divergent ist.

Ergebnisse:

Aus dem Leitfaden wurden deduktive Ober-Kategorien entwickelt wie „Gründe für die Nichtteilnahme an Präventionsangeboten“. Aus dem Datenmaterial werden derzeit weitere induktive Kategorien entwickelt wie „strukturelle Gründe“ (z.B. Zeitmangel oder finanzielle Aspekte) aus Sicht der Eltern und „Unsicherheiten“ (z.B. Scham oder Hemmungen) aus Sicht der Fachkräfte. Für die finalen Kategorien werden Definitionen und Ankerbeispiele angeführt. Die Ergebnisse der Datenanalyse werden im September 2018 vorliegen und in der Präsentation vorgestellt.

Diskussion:

Obwohl die Datenanalyse noch nicht abgeschlossen ist, wird bereits jetzt deutlich, dass sich die befragten Gruppen in ihren Einschätzungen zum elterlichen Bedarf an kommunaler Gesundheitsförderung unterscheiden. Die Erkenntnisse können helfen, vulnerable Familien bei der Planung kommunaler Prävention und Gesundheitsförderung besser zu berücksichtigen.