Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e3
DOI: 10.1055/s-0038-1667877
SYMPOSIEN
Nachwuchssymposium – Junge Perspektiven der Medizinischen Soziologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Menschen mit Behinderung: Eine Pilotstudie in Werkstätten für Menschen mit Behinderung

J Brambrink
1   Technische Universität Dortmund, Dortmund, Deutschland
,
C Krause
1   Technische Universität Dortmund, Dortmund, Deutschland
,
K Rathmann
2   Technische Universität Dortmund, Fachgebiet Rehabilitationssoziologie, Fakultät Rehabilitationswissenschaften
3   Hochschule Fulda, Fachbereich Pflege und Gesundheit, Fulda, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Das mehrdimensionale Konzept der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (i.F. Health Related Quality of Life; HRQoL) stellt einen geeigneten Bewertungsansatz für die subjektive und qualitätsorientierte Einschätzung der Gesundheit dar. Menschen mit Behinderung (MmB) werden in gesundheitsbezogenen Surveys aufgrund telefonischer und computerassistierter Befragungen und der Unterbringung in stationären Settings der Behindertenhilfe (u.a. Werkstätten) häufig nicht berücksichtigt. Doch wie schätzen Menschen mit Behinderung ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität subjektiv ein? Ziel dieser Studie ist daher, die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Menschen mit Behinderung erstmals zu erfassen und die Befragung von MmB anhand von Erhebungsinstrumenten kritisch zu diskutieren.

Material & Methoden:

Die quantitative Studie wurde als explorative primärstatistische Datenerhebung angelegt und mit rund 336 Menschen mit Behinderungen in sechs Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) in Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Aus Datenschutzgründen wurde eine willkürliche Stichprobe durch freiwillige Selektion („Convenience Sample“) ausgewählt. Das Erhebungsinstrument umfasst den Fragebogen SF-36 zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie soziodemografische und sozioökonomische Hintergrundmerkmale. Die Daten werden deskriptiv und multivariat ausgewertet.

Ergebnisse:

Die Feldphase fand zwischen Februar und März 2018 statt. Derzeit werden die Daten aufbereitet und ausgewertet, so dass vorerst exemplarisch erste Ergebnisse für die Dimensionen „Allgemeine Gesundheitswahrnehmung“ und „Schmerzen“ vorliegen. Beispielsweise schätzen 23,5% der Befragten ihre Gesundheit schlecht ein. 25% der Befragten geben an, dass Schmerzen sie bei Alltagstätigkeiten behindert haben. Beachtlich ist die unerwartete positive Tendenz in der Häufigkeitsverteilung der einzelnen HRQoL-Dimensionen. Im Rahmen des Kongressvortrags werden die Ergebnisse separat für die acht Dimensionen der HRQoL präsentiert und grafisch aufbereitet.

Diskussion:

Die Pilot-Studie liefert erstmals Angaben zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Menschen, die in stationären Arbeitssettings beschäftigt sind und bislang selten zur Befragungspopulation in repräsentativen Gesundheitssurveys zählten. Die Durchführung der Befragung, die Ergebnisse und das Erhebungsinstrument, letzteres vor allem bezüglich der Eignung für die Zielgruppe, sollen im Beitrag kritisch reflektiert werden.