Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e2
DOI: 10.1055/s-0038-1667874
SYMPOSIEN
Nachwuchssymposium – Junge Perspektiven der Medizinischen Soziologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schwangerschaftswünsche und Reproduktionstechnologien. Gesellschaftliche Auswirkung der Option auf „Social Freezing“ auf einen Mutter*wunsch

J Nahe
1   Hamburg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Vereinbarkeit von Familienplanung und Beruf sollen durch die Option Reproduktion steuerbarer zu machen vereinfacht werden. Ein „Lösungsweg“ hierfür sei, so Befürworter*innen der Technologie, die in 2014 viel diskutierte Technologie des Social Freezing – der Präservation von Eizellen aus nicht krankheitsbedingter Indikation.

Material & Methoden:

Grundlage stellt die von mir 2017 eingereichte Masterarbeit mit dem Titel „Gesellschaftliche Auswirkungen der Präservation von Eizellen auf einen Mutter*wunsch. Eine qualitative Arbeit zur Untersuchung potentieller Stigmata“. Es wurden narrative, problemzentrierte Interviews mit verschiedenen Personen mit Schwangerschaftswünschen geführt; einer Frau welche ihre Eizellen bereits präservieren ließ, einem Trans*Mann, sowie vier Frauen, von denen eine nicht-hetero war.

Ergebnisse:

Normative Vorstellungen von Elternschaft erhöhen den sozialen Druck auf die Personen mit Schwangerschaftswünschen. Auch wenn die Technologie der Präservation von Eizellen viele Möglichkeiten und Perspektiven für ihre potenziellen Nutzer*innen öffnen soll, werden durch ihre Ansprache gleichsam weitere Ausgrenzungen vorgenommen und gesellschaftliche Ungleichheiten reproduziert. Vor allem im Interview mit einem Mann* (trans), ließ sich diese Ausgrenzung besonders deutlich erkennen.

Diskussion:

Welchen Einfluss hat die Präservationsmöglichkeit auf einen Schwangerschaftswunsch? Wie wird die Option, potenziell auf die Präservation der Eizellen zurückgreifen zu können, allgemein bewertet und welchen Einfluss kann diese Option auf den Nutzen der Technologie und das Verständnis von verschiedenen Formen von Mutter*schaft haben? Welche Befürchtungen und Wünsche verknüpfen potenzielle Mütter* mit ihrem Elternwunsch und welchen Einfluss kann die Technologie als potenzieller Akteur geltend machen?

Schlussfolgerung:

Damit eine Pluralität von Elternbildern möglich ist, braucht es ein Verständnis dafür, dass es nicht um potenzielle Eltern geht, die eine homogene Gruppe sind, sondern es individuellen Angeboten für verschiedene Lebensrealitäten bedarf, deren mögliche Konflikte sich nicht immer durch die Verwendung einer Technologie, respektive durch das Aufschieben des Kinderwunsches lösen lassen.

Literatur:

Nahe, Jennifer (2017): Gesellschaftliche Auswirkungen der Präservation von Eizellen auf einen Mutter*wunsch. Eine qualitative Arbeit zur Untersuchung potentieller Stigmata. Masterarbeit. Universität Hamburg.