Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 820
DOI: 10.1055/s-0038-1667767
Beiträge am Donnerstag, 13.09.2018
Workshops
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Workshop Mantelabstract: Arzneimittelversorgung von Patienten in finanziell prekärer Situation

U Puteanus
1   Landeszentrum Gesundheit, Arzneimittel, Münster, Deutschland
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Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Wer Arzneimittel benötigt, muss dafür bezahlen. Zuzahlungen von 10 Prozent des Verkaufspreises, höchstens 10 Euro, sind bei allen verordneten, verschreibungspflichtigen Arzneimitteln im Rahmen der GKV zu leisten. Teilweise fallen weitere Kosten an (Aufzahlungen). Nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel (Selbstmedikation) müssen fast immer komplett bezahlt werden. Patienten in prekärer finanzieller Situation sind oft nicht in der Lage, diese Kosten zu tragen.

Was bedeutet dies für die Gesundheit der Betroffenen? Ziel des Workshops ist die Analyse und die Bewertung von Fakten darüber, was bisher über die Arzneimittelversorgung von Patienten in finanziell prekärer Situation bekannt ist, wo Wissensdefizite sind und welche Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung existieren bzw. notwendig sind. Gleichzeitig sollen neue Ansätze für Forschung und Unterstützungsangebote erarbeitet und diskutiert werden. Drei Beiträge sind zum Einstieg vorgesehen:

Arzneimittelversorgungsprobleme von Überschuldeten: Ca. 6 Millionen Privatpersonen sind in der Bundesrepublik überschuldet. Aufgrund der finanziellen Probleme können sie nicht immer Arzneimittelrezepte in der Apotheke einlösen oder notwendige Arzneien selbst kaufen. Über die im Rahmen einer Studie (schriftliche Befragung, Querschnittsstudiendesign) erzielten Ergebnisse berichtet Prof E. Münster, Uni Bonn.

Die gesundheitliche Versorgung sozial benachteiligter Menschen oder Obdachloser steht im Mittelpunkt des Projektes zur niederschwelligen medizinischen und sozialpflegerischen Betreuung der Arztpraxis am Stralauer Platz in Berlin. Dipl. Sozpäd. Christin Recknagel berichtet aus dem Alltag der Praxis und über die Arzneimittelversorgungs- und -anwendungsprobleme für die Patientinnen und Patienten.

Erfahrungen aus „Medikamententafeln, -hilfen“. Seit einigen Jahren existieren sogenannte Medikamententafeln bzw. -hilfen, die den vergünstigten Bezug von Arzneimitteln der Selbstmedikation durch Bedürftige ermöglichen. Die bisherigen Erfahrungen mit diesen Hilfen werden im dritten Beitrag von Dr. Udo Puteanus vorgestellt.

In der anschließenden Diskussion sollen die Erkenntnisse zusammengetragen werden mit dem Ziel, Lücken der Versorgung zu beschreiben und Wege zur Verbesserung der Versorgung sozial Benachteiligter aufzuzeigen.