Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 820
DOI: 10.1055/s-0038-1667766
Beiträge am Donnerstag, 13.09.2018
Workshops
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einzelbeitrag: Nationale Mundgesundheitsuntersuchung bei Flüchtlingen in Deutschland 2016/2017

C Splieth
1   Universität Greifswald, Präventive Zahnmedizin & Kinderzahnheilkunde, Greifswald, Deutschland
,
A Al-Ani
1   Universität Greifswald, Präventive Zahnmedizin & Kinderzahnheilkunde, Greifswald, Deutschland
,
J Schmoeckel
1   Universität Greifswald, Präventive Zahnmedizin & Kinderzahnheilkunde, Greifswald, Deutschland
,
M Alkilzy
1   Universität Greifswald, Präventive Zahnmedizin & Kinderzahnheilkunde, Greifswald, Deutschland
,
M Takriti
1   Universität Greifswald, Präventive Zahnmedizin & Kinderzahnheilkunde, Greifswald, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Aufgrund erhöhter Flüchtlingszahlen und mangelnder Mundgesundheitsdaten wurde in Deutschland eine multizentrische Untersuchung initiiert: 539 Teilnehmer (Alter 3 – 64J) wurden 2016/17 in 10 Unterkunftseinrichtungen in ganz Deutschland von zwei kalibrierten Zahnärzten untersucht. Die von der DGZMK, BZÄK, KZBV und der Wrigley Company Foundation finanzierte Untersuchung umfasste kariöse, gefüllte und fehlende Zähne (dmft/DMFT [WHO 2013]) und Folgeschäden (PUFA-Index [Monse et al. 2009].

Die vorliegende Studie der Universität Greifswald (Ehtikvotum BB021/17) zeigte einen Anstieg erkrankter Milchzähne von 3-Jährigen (2,54 ± 3,6 dt; 2,62 ± 3,6 dmft) bis zu 6 – 7-Jährigen (4,21 ± 3,4 dt 4,21 ± 3,4; 5,22 ± 3,4 dmft) und im bleibenden Gebiss von 18 – 34-Jährigen (7,43 ± 5,7 DMFT; 3,72 ± 3,0 DT) über 35 – 44-Jährige (10,55 ± 7,1 DMFT; 3,13 ± 3,0 DT, Vergleich Deutschland: 11,2 DMFT [IDZ 2016]) zu den 45 – 64-Jährige (3,64 ± 4,1 DT; 14,92 ± 7,7 DMFT, Deutschland: 65 – 74J 17,7 DMFT [IDZ 2016]).

50% der 3-Jährigen und nur 7% der 6 – 7-Jährigen hatten nie Karies im Milchgebiss (dmft = 0), weniger als 5% der Erwachsenen ein kariesfreies Gebiss (DMFT = 0). Der pufa-Index war im Milchgebiss besonders hoch (6 – 7J 0,86 ± 1,38) und im bleibenden Gebiss der Jugendlichen weniger ausgeprägt (13 – 17J; PUFA 0,18 ± 0,55). Der Anteil der erwachsenen Flüchtlinge mit PUFA > 0 und der mittlere PUFA-Wert waren für die verschiedenen Altersgruppen nahezu konstant (23 – 31% PUFA > 0, Ø PUFA 0,37 – 0,45).

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Flüchtlinge, die vor kurzem nach Deutschland kamen, vermehrt kariöse Defekte, Fisteln und Abszesse haben. Mit zunehmendem Alter wurden ähnliche Karieswerte wie bei der deutschen Bevölkerung gefunden, aber höhere MT- und DT-Komponenten zeigen vermehrt Extraktionen oder unversorgte Defekte. Für eine erfolgreiche Integration wäre es wichtig, die Präventionslücke gerade für Kinder zu schließen.