Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 776
DOI: 10.1055/s-0038-1667625
Beiträge am Mittwoch, 12.09.2018
Vorträge
Versorgungsforschung, Gesundheitssystemforschung und Gesundheitsökonomie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Patientensicherheit: Häufigkeit unerwünschter Ereignisse im Zusammenhang mit der Durchführung von diagnostischen Koloskopie-Untersuchungen

D Horenkamp-Sonntag
1   WINEG, Hamburg, Deutschland
,
J Liebentraut
1   WINEG, Hamburg, Deutschland
,
S Engel
1   WINEG, Hamburg, Deutschland
,
H Koop
2   Helios Klinikum Berlin-Buch, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie, Berlin, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Pro Jahr erkranken in Deutschland rund 64.000 Menschen erstmalig an Darmkrebs, ca. 26.000 sterben pro Jahr daran. 210.000 Ptienten leben mit einer bis zu fünf Jahre zurückliegenden Darmkrebsdiagnose. Durch eine Koloskopie können gutartige Vorstufen erkannt und direkt entfernt werden. Insofern kann die Darmkrebsentstehung durch rechtszeitige Vorsorgeuntersuchungen drastisch vermindert werden. Seit 2002 ist die Früherkennungskoloskopie GKV-Leistung, ca. 20 Mio. Versicherte haben Anspruch darauf.

Methoden:

Auf Basis von GKV-Routinedaten (n > 10 Mio.) wird im Zeitraum 12.2012 bis 03.2018 der Einsatz der Koloskopie als diagnostische Maßnahme bzgl. Anwendungsindikation, Patientencharakteristika und Komplikationen in der Versorgungswirklichkeit evaluiert. Hierzu wurde untersucht, wie viele Patienten wann wie viele Koloskopien in welchem Behandlungssetting erhalten haben und inwiefern im post-interventionellen Verlauf spezifische Koloskopie-Komplikationen aufgetreten sind.

Ergebnisse:

Bei 1.431.020 Versicherten (VNs) wurde eine Koloskopie durchgeführt, die meisten erfolgten in der Altersgruppe 50 – 59 Jahre (27,6%). Bei 23.899 VNs lagen Hinweise auf eine Perforation vor, bei 258.265 VNs erfolgte zeitgleich eine Polypektomie. Post-interventionell waren bei 10.935 VNs Komplikationen (u.a. ICD T81.1, T81.4, T88.8 und T88.9), bei 50.235 VNs gastrointestinale Blutungen und bei 8.584 VNs eine Perforation dokumentiert. Eine erneute (Kontroll-)Koloskopie erfolgte bei 393.224 VNs.

Schlussfolgerungen:

Wir fanden mehr unerwünschte Ereignisse als erwartet, da wir nicht nur auf die Krebsfrüherkennung fokussierten, sondern auch Fälle mit Verdachtsdiagnose (z.B. pos. Hämoccult) einbezogen haben. Bei Begleitevaluationen werden Spätkomplikationen untererfasst. Dies kann man mit GKV-Routinedaten kompensieren. Hierbei sind aber die Limitationen von GKV-Routinedaten zu berücksichtigen. Deshalb sind noch weitere methodische Differenzierungen i.S. von Homogenisierung der Anwendungsindikation zu leisten.