Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(06): A52
DOI: 10.1055/s-0038-1660625
Postersession: Samstag, 9. Juni 2018: 10.30 – 11.30 Uhr, Foyer
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Haben deutsche customised Wachstumskurven Vorteile gegenüber Kurven des Geburtsgewichts nach Intergrowth und Voigt?

B Arabin
1   Mutter-Kind Zentrum der Philipps Universität Marburg
6   Clara Angela Foundation, Witten-Berlin
,
J Kinkel
2   Abteilung für Geburtshilfe, Kantonsspital St. Gallen, CH
6   Clara Angela Foundation, Witten-Berlin
,
J Gardosi
3   Perinatal Institute for Maternal and Child Health, Birmingham, UK
,
U Pecks
4   Abteilung für Geburtshilfe, Universitätsklinik Schleswig-Holstein, Kiel
6   Clara Angela Foundation, Witten-Berlin
,
N Timmesfeld
5   Abteilung für medizinische Biometrie der Philipps Universität Marburg
6   Clara Angela Foundation, Witten-Berlin
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 June 2018 (online)

 

Fragestellung:

Anhand der Hessischen Perinatalerhebung 2000 – 2012 haben wir mit 422 801 kompletten Datensätze angepasste Wachstumskurven (customised growth charts) erstellt und den Nutzen im Vergleich zu den „Intergrowth-21st Project Newborn Standard References“ und populationsbasierten Werten nach Voigt überprüft.

Methodik:

121.332 Datensätze problemloser Schwangerschaften wurden mit Intergrowth-Kurven verglichen. Die Raten eines kritischen perinatalen Outcomes (Verteilung von Retardierung, Totgeburt, NICU-Aufnahme, Apgar 5' < 7 und pHua < 7) wurden anhand der drei Wachstumskurven analysiert (Fisher exact test, ROC Analysen, RR, OR).

Ergebnisse:

Von 122.332 normalen Schwangerschaften (Lebendgeburten > 33 SSW) waren 0,7% der Kinder < 3. Perzentile und 7,0% > 97. Perzentile nach Intergrowth Standard, d.h. die Verteilung ist nach links verschoben. Dies verursacht folgende Ergebnisse:

Die Raten von Aufnahmen auf die NICU, Totgeburt und perinatale Mortalität waren signifikant höher in der nach Intergrowth eingeschätzten Gruppe < 3. und < 10. Perzentile. Dies war nachweisbar, wenn Daten verschiedener Jahrgänge herangezogen wurden. In Anbetracht der steigenden Raten von Übergewicht und Adipositas wurden auch Analysen in Gruppen mit verschiedenem body-mass-index (BMI) durchgeführt. Bei Schwangerschaften mit Übergewicht und Adipositas war die Erkennungsrate für Totgeburt bei wachstumsretardierten Kindern in der Gruppe, die nach deutschen customised growth charts beurteilt wurden im Vergleich zu populationsbasierten Daten nach Voigt und nach Intergrowth, am besten.

Schlussfolgerung:

Diese Ergebnisse lassen an der Hypothese von „Intergrowth“ zweifeln, dass deren Anwendung klinisch überall gerechtfertigt ist. Die Anwendung von customised growth charts ist vor allem bei Schwangerschaften mit erhöhtem maternalem BMI von Vorteil.