Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(06): A44-A45
DOI: 10.1055/s-0038-1660602
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Konservatives, nicht-invasives Management der fetalen und neonatalen Alloimmunthrombozytopenie: Pränatale Genotypisierung mittels Next-Generation-Sequencing (Hochdurchsatzsequenzierung) sowie intravenöse Immunglobulin Therapie

S Wienzek-Lischka
1   Institut für Klinische Immunologie und Transfusionsmedizin, Justus-Liebig-Universität, Gießen, Deutschland
,
A Krautwurst
1   Institut für Klinische Immunologie und Transfusionsmedizin, Justus-Liebig-Universität, Gießen, Deutschland
,
V Fröhner
1   Institut für Klinische Immunologie und Transfusionsmedizin, Justus-Liebig-Universität, Gießen, Deutschland
,
S Gattenlöhner
2   Institut für Pathologie, Justus-Liebig-Universität, Gießen, Deutschland
,
A Bräuninger
2   Institut für Pathologie, Justus-Liebig-Universität, Gießen, Deutschland
,
A Sawazki
3   Zentrum für Pränatalmedizin, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Justus-Liebig-Universität, Gießen, Deutschland
,
C Enzensberger
3   Zentrum für Pränatalmedizin, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Justus-Liebig-Universität, Gießen, Deutschland
,
C Deisting
3   Zentrum für Pränatalmedizin, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Justus-Liebig-Universität, Gießen, Deutschland
,
R Axt-Fliedner
3   Zentrum für Pränatalmedizin, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Justus-Liebig-Universität, Gießen, Deutschland
,
S Santoso
1   Institut für Klinische Immunologie und Transfusionsmedizin, Justus-Liebig-Universität, Gießen, Deutschland
,
U Sachs
1   Institut für Klinische Immunologie und Transfusionsmedizin, Justus-Liebig-Universität, Gießen, Deutschland
,
G Bein
1   Institut für Klinische Immunologie und Transfusionsmedizin, Justus-Liebig-Universität, Gießen, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
06 June 2018 (online)

 

Zielsetzung:

Bei schwangeren Patientinnen mit bekannter feto-maternaler Inkompatibilität, die zu einer fetalen und neonatalen Alloimmunthrombozytopenie (NAIT) oder einem Morbus hämolyticus neonatorum (MHN) führen kann, sollte eine Genotypisierung der humanen Plättchen Antigene (HPA) bzw. der erythrozytären Blutgruppenmerkmale erfolgen. Nach erfolgter Diagnostik kann entschieden werden, ob für den Fetus ein Risiko besteht und weitere diagnostische und therapeutische Interventionen erforderlich sind. Die bisher publizierten Methoden zur non-invasiven fetalen Genotypisierung beinhalten keine internen Kontrollen, um falsch-negative Testergebnisse auszuschließen.

Methoden und Patienten:

Für die massiv-parallele Hochdurchsatzsequenzierung wurde ein Primerpanel erstellt, um gezielt fetale/maternale SNPs (Single Nucleotide Polymorphisms) bzw. Exonsequenzen von ITGB3 (HPA-1), ITGA2B (HPA-3), ITGA2 (HPA-5), CD109 (HPA-15), Blutgruppenmerkmalen und SRY sowie 14 autosomalen, anonymen SNPs aus maternalem Plasma zu amplifizieren. Bei Nachweis des Risikoallels wurde die Patientin mit i.v. Immunglobulingaben (IVIG) behandelt. Eine nicht-invasive Prophylaxe erhielten ebenso Patientinnen mit NAIT in der Vorgeschichte und nachgewiesenem Alloantikörper gegen HPA-1a bei homozygotem Kindsvater. 12 Patientinnen wurden mit IVIG im Verlauf ihrer Schwangerschaft behandelt. Die Dosierung betrug 1 g/kgKG. Im Mittel erhielten die Patientinnen 15. Behandlungen und wurden regelmäßig sonographisch überwacht.

Resultate:

Die jeweiligen non-maternalen fetalen HPA-Merkmale (HPA-1a, HPA-5b, HPA-15a) wurden in allen Fällen detektiert. Darüber hinaus wurden in jeder Probe weitere non-maternale Sequenzen autosomaler SNPs oder Y-chromosomale Sequenzen nachgewiesen, die für eine Quantifizierung der cffDNA Menge und als interne Kontrolle dienten. Die behandelten Patientinnen konnten im Mittel in der 38. SSW entbunden werden. Die Thrombozytenwerte der Neugeborenen betrugen 160 × 109/l (MW). Im Vergleich zu den Indexfällen trat keine intrakranielle Blutung bei den Neugeborenen auf. Die Nebenwirkungen unter der Therapie waren in den meisten Fällen gut behandelbar.

Diskussion:

Nicht-invasives diagnostisches und therapeutisches Management von Patientinnen mit F/NAIT in der Vorgeschichte zeigt deutlich weniger Nebenwirkungen/Komplikationen, insbesondere Blutungsereignisse und Aborte, als invasive Verfahren und ist effektiv zur Prävention von Blutungen geeignet.