Thromb Haemost 1957; 01(02): 234-256
DOI: 10.1055/s-0038-1656175
Originalarbeiten – Original Article – Travaux Originaux
Schattauer GmbH

Kombinierte Untersuchungen hämorrhagischer Diathesen (II)[*])

(Blutgerinnung, Kapillarfragilität, Kapillarmikroskopie, Hautbiopsie)
Rudolf Gross
1   Medizinischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. H. E. Bock) und der Hautklinik (Direktor: Prof. Dr. K. W. Kalkoff) der Universität Marburg/Lahn
,
Leonhard Illig
1   Medizinischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. H. E. Bock) und der Hautklinik (Direktor: Prof. Dr. K. W. Kalkoff) der Universität Marburg/Lahn
,
Egon Macher
1   Medizinischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. H. E. Bock) und der Hautklinik (Direktor: Prof. Dr. K. W. Kalkoff) der Universität Marburg/Lahn
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Publication Date:
05 June 2018 (online)

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Zusammenfassung

Bei 22 Kranken mit hämorrhagischen Diathesen verschiedener Ätiologie wurden untersucht und auf ihre wechselseitigen Beziehungen geprüft:

1. Blutgerinnung (Globaltests, Einzelfaktoren, spezielle Funktionsprüfungen) und Blutungszeit;

2. Kapillarfragilität (Stauversuch nach Rumpel-Leede, Saugglockentests an verschiedenen Körperregionen) ;

3. kapillarmikroskopischer und

4. histologischer Befund im Bereich spontaner und mechanisch provozierter Petechien.

Die Fragilitätstests wechseln von Hautabschnitt zu Hautabschnitt und sogar innerhalb gleicher Hautbezirke erheblich. In Hautabschnitten mit Spontanblutungen können sie normal und gleichzeitig in nicht betroffenen Hautbezirken pathologisch ausfallen.

Die Kapillarmikroskopie ermöglicht eine Charakterisierung der Blutaustritte nach Art, Lokalisation und Größe; daneben läßt sie die klinisch nicht immer unterscheidbaren angiektatischen „Pseudopetechien” sicher von echten Blutaustritten abgrenzen. Spontane Blutungen können an allen sichtbaren Abschnitten der Endstrombahn auftreten; im Gegensatz zu den mechanisch provozierten Blutungen weisen sie bei vielen Patienten gewisse Eigentümlichkeiten hinsichtlich Form, Größe und Austrittsort auf. Im Gegensatz zu den bisher üblichen Vorstellungen scheinen Strömungsveidangsamung und Gefäßerweiterung für den spontanen Blutaustritt keine unbedingt notwendigen Voraussetzungen darzustellen. Umschriebene Erweiterungen stellen auch keinen ins Auge fallenden Lokalisations-faktor dar.

Gefäßerweiterung, Strömungsverlangsamung und Blutung werden als voneinander unabhängige Folgen einer übergeordneten, zur Zeit morphologisch noch nicht faßbaren Gefäßwandschädigung aufgefaßt.

Die histologische Untersuchung ermöglicht eine Unterscheidung von Blutungen mit und ohne entzündliche Infiltration, ferner die zytologische Differenzierung etwaiger Infiltrate und gegebenenfalls den Nachweis von Fibrin und Haemosiderin im Gewebe. Sie gibt einen Einblick in die Beteiligung auch tiefer gelegener Gefäßbezirke.

* Vgl. Teil I in Heft 1, Seite 55.