Zusammenfassung
Azetylsalizylsäure (ASA) ist seit über 100 Jahren Standardtherapeutikum zur Behandlung
von Schmerzen und Entzündungen und seit etwa 40 Jahren Standardsubstanz als Plättchenfunktionshemmer.
Grundlage dieser vielfältigen Wirkungen von ASA ist die Hemmung der Fettsäure-Cyclooxygenase
(COX). Diese beruht auf einer irreversiblen Acetylierung des Serin 530 im Cyclooxygenasemolekül
und nachfolgender sterischer Hinderung des Zutritts des Substrates Arachidonsäure
zum katalytischen Zentrum des Enzyms. Die Antiplättchenwirkung von ASA beinhaltet
ausschließlich eine Hemmung der thrombozytären Thromboxansynthese nach Inhibition
der COX-1. Andere Mechanismen der Plättchenaktivierung werden nicht beeinflußt. Nebenwirkungen
von ASA, z. B. Magen-Darm-Blutungen, werden ebenfalls entscheidend durch die Hemmung
der Prostaglandinsynthese bestimmt. Daher wurde versucht, eine selektive Hemmung der
Thromboxansynthese, Blockade von Thromboxanrezeptoren oder beides zu erreichen. Dazoxiben,
Picotamide und Terbogrel sind Referenzsubstanzen für diese Entwicklungen. Die vorliegenden
klinischen Daten für Dazoxiben sind weniger überzeugend, für Picotamid wurde bei Patienten
mit peripherer Verschlußkrankheit eine nur tendenzielle Senkung der Reverschlußrate
gezeigt. Eine größere klinische Studie mit dem kombinierten Inhibitor Terbogrel ist
derzeit in Vorbereitung. Insgesamt wird ASA seinen Stellenwert als Basistherapeutikum
zur Verhinderung thromboembolischer Gefäßverschlüsse sicher behalten, wobei neuere
Antiplättchensubstanzen wie Abciximab bei schweren akuten Koronarsyndromen oder eine
Kombination mit Thienopyridinen bei akuten Koronarinterventionen die Wirkung verstärkt.
Der therapeutische Stellenwert von selektiven Thromboxaninhibitoren in der antithrombotischen
Therapie ist noch zu definieren.
Schlüsselwörter
Azetylsalizyläure - Thromboxan-Synthesehemmer - Thromboxan-Rezeptorantagonist - klinische
Studien