Zusammenfassung
Die Fähigkeit von Fremdoberflächen, eine möglichst gute Verträglichkeit mit den humoralen
und zellulären Systemen des Blutes aufzuweisen, bezeichnet man als »Hämokompatibilität«.
Bei gestörter Hämokompatibilität wird eine Aktivierung der Hämostase-, Komplement-und
Kallikrein-Kinin-Systeme sowie Hämolyse, Thrombozytopenie und Thrombozytenfunktionsstörung
, Leukozytopenie und Leukozytenfunktionsstörung beobachtet. Im Extremfall kommt es
zur Ausbildung einer Thrombose und an Herzklappen zu einer Kalzifizierung. Die Hämokompatibilität
von Biomaterialien ist bisher nicht zufriedenstellend gelöst. Ein modernes Konzept
verfolgt die Idee, Biomaterialien mit Endothelzellen zu beschichten, um eine möglichst
native Oberfläche dem zirkulierenden Blut gegenüberzustellen. Die Herstellung von
mit Endothelzellen beschichteten Biomaterialien ist zum einen von den physikochemischen
Eigenschaften des Materials und zum anderen von der Qualität der Endothelzellen und
den Adhäsivproteinen, die Endothelzellen an den Biomaterialien fixieren, abhängig.
Zu den Adhäsivproteinen, die zum Anhaften von Endothelzellen an Biomaterialien wichtig
sind, zählen: Fibrinogen/Fibrin, von-Willebr and- Faktor, Fibronektin, Vitronektin,
Laminin, Kollagen und Thrombospondin. Bis auf Vitronektin werden alle diese Adhäsivproteine
von Endothelzellen selbst synthetisiert. Bei Abwesenheit von Vitronektin können Endothelzellen
nicht an einem Biomaterial haften bleiben. Für die Bindung der Adhäsivproteine an
Endothelzellen sind Rezeptoren, die zu der Gruppe der Integrine gehören, verantwortlich.
Neben Adhäsivproteinen dürften Proteoglykane, Elastin und vielleicht Tenascin eine
Bedeutung für die ausreichende Adhäsion von Endothelzellen an Biomaterialien haben.
Zukünftige Aktivitäten in der Grundlagenforschung sowie in der kliniknahen Forschung
werden darauf zielen, Biomaterialien zu entwickeln, die neben den physikalischen und
mechanischen Eigenschaften ideale Voraussetzungen für das Anhaften, die Ausbreitung
und die Proliferation von Endothelzellen haben. Hiermit verknüpft sind Eigenschaften,
die eine gute Fixierung der Adhäsivproteine am Biomaterial gewährleisten. Neben Fortschritten
in der Entwicklung von guten und besseren Biomaterialien wird es notwendig sein, Techniken
zur schnellen und besseren Isolierung und Züchtung von Endothelzellen zu entwickeln.