Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(05): A41-A42
DOI: 10.1055/s-0038-1648322
Orale Posterpräsentationen
Gynäkologie/Endokrinologie & Reproduktionsmedizin: Freitag, 01.06.2018, 15:30 bis 17:00 Uhr
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Zusammenspiel von CD11c+-dendritischen Zellen und hochendothelialen Venolen (HEVs) in der Dezidua basalis des 1. Trimenons – eine Basis für eine neue Immuntherapie des Abortus habitualis?

K Windsperger
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinisches Institut für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien
,
S Pils
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinisches Institut für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien
,
S Dekan
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinisches Institut für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien
,
M Knöfler
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinisches Institut für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien
,
J Pollheimer
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinisches Institut für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien
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Publication History

Publication Date:
23 April 2018 (online)

 

Fragestellung:

Die mütterliche Toleranz gegenüber dem semiallogenen Feten in der Frühschwangerschaft stellt ein immunologisches Enigma dar. Ein Charakteristikum dieses Phänomens ist der kontrollierte Influx verschiedener Immunzelltypen in die Dezidua basalis (DB), in der mütterliche und fetale Zellen miteinander in Kontakt treten. Die Frage, ob hochendotheliale Venolen (HEVs) hierbei eine Rolle spielen, blieb bis dato ungeklärt.

Methodik:

Mittels Immunfloureszenzanalysen wurden sowohl die Lokalisation, als auch die Häufigkeit von HEVs in plazentaren und dezidualen Geweben von gesunden Schwangerschaften des 1. Trimenons (6.-13. SSW) analysiert. Dabei wurden insgesamt N = 483 HEVs mit Antikörpern gegen MECA-79, EPHB4 und von Willebrand Faktor sowie Immunzellen mit Antikörpern gegen CD45 (genereller Immunzellmarker), CD3 (T-Lymphozyten), CD19/CD20 (B-Lymphozyten) und CD11c (dendritische Zellen) charakterisiert. Gewonnene Daten (N = 25) wurden mit jenen aus habituellen Aborten (HA; N = 25) verglichen.

Ergebnisse:

Erstmalig konnten wir die Präsenz von HEVs in der Dezidua (N = 46) nachweisen. Im Detail fand sich dieser spezielle Gefäßtypus in der DB (N = 36) im gleichen Ausmaß wie in der Dezidua parietalis (DP, N = 10) vertreten, wohingegen die plazentaren Zotten (N = 10) keine HEVs aufwiesen (p < 0,05). In Einklang mit bisher publizierten Daten, die HEVs v.a. in Tumorgewebe charakterisieren, konnten wir 3 Arten von dezidualen HEVs (N = 418) differenzieren: HEVs mit (1) einer dicken Wand und einem kleinen Lumen, mit (2) einer dünnen Wand und einem großen Lumen sowie (3) verzweigte HEVs. Da für die Entstehung von HEVs, der von Dendriten-aktivierte TNF-C Signalweg essentiell ist, erfolgte eine exakte Analyse dieses Immunzelltyps: Während die DB von gesunden Schwangerschaften CD11c+-Zellen beherbergte, war die Anzahl in HA stark erniedrigt (p < 0,01). Analog zeigte sich, dass die Anzahl an dezidualen HEVs in HA, im Vergleich zum Kontrollgewebe, ebenfalls signifikant reduziert war (p = 0,018). Da HEVs die Migration von T- und B-Zellen bedingen, folgte eine weiterführende Analyse dieser beiden Zelltypen: Es zeigte sich, dass die Zahl der CD3+-Zellen im dezidualen Abortgewebe, gegenüber dem Kontrollkollektiv, signifikant verringert war (p < 0,001). Ob diese quantitative Aberration auch die CD19/CD20-positiven Lymphozyten betrifft, wird derzeit evaluiert.

Schlussfolgerung:

Diese Daten heben erstmalig die Bedeutung von dezidualen HEVs für einen erfolgreichen Schwangerschaftsausgang hervor. Die Reduktion von HEVs dürfte, aufgrund eines reduzierten Lymphozyten-Influx, mit dem HA assoziiert sein. Somit decken die vorliegenden Ergebnisse nicht nur eine neue Pathogenese des HA auf, sondern liefern auch zukunftsblickend vielversprechende Möglichkeiten hinsichtlich neuer Immuntherapien (v.a. eine therapeutische Induktion von HEVs durch dendritische Zellen).