Aktuelle Ernährungsmedizin 2018; 43(03): 241-242
DOI: 10.1055/s-0038-1647226
Postersitzung V
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ernährung zur Primärprävention und Rezidivprophylaxe des Mammakarzinoms: Was kann man evidenzbasiert empfehlen?

J Sausmikat
1   Universität Bonn, Bonn, Germany
,
M Smollich
2   Praxishochschule, Clinical Nutrition, Rheine, Germany
› Institutsangaben
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. Juni 2018 (online)

 

Einleitung:

Das Mammakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Für eine Beeinflussung durch Ernährungsfaktoren gibt es in Metaanalysen insgesamt nur schwache Evidenz. Ursache dafür sind methodisch heterogene bzw. wenig aussagekräftige Einzelstudien. Häufig werden daher Patientinnen keine konkreten Ernährungsempfehlungen gegeben. Dennoch greifen viele Betroffene im Wunsch nach Selbstwirksamkeit auf sog. Anti-Krebsdiäten mit z.T. erheblichem Schadenspotenzial zurück. Durch die Berücksichtigung von Ernährungsfaktoren lässt sich die Patientenautonomie sinnvoll stärken. Die wissenschaftliche Evidenz von Ernährungsempfehlungen sollte dabei durch eine kritische Nutzen-Risiko-Beurteilung ergänzt werden. Die vorliegende Arbeit analysiert die aktuelle Datenlage zu risikorelevanten Ernährungsfaktoren beim Mammakarzinom, um konkrete Ernährungsempfehlungen zur Primär- und Rezidivprophylaxe abzuleiten.

Methodik:

Von Dezember 2017 bis Februar 2018 wurde unter Anwendung definierter Ein- und Ausschluss-kriterien eine systematische Literaturrecherche zu brustkrebsassoziierten Ernährungsfaktoren in PubMed und The Cochrane Library durchgeführt. Eingeschlossen wurden Metaanalysen sowie Beobachtungs- und Interventionsstudien der letzten fünf Jahre. Die Studienqualität wurde anhand von STROBE-, CONSORT- und PRISMA-Statement beurteilt.

Ergebnisse:

15 risikorelevante Ernährungsfaktoren bzw. -muster wurden identifiziert und anhand ihrer Evidenz sowie hinsichtlich des Nutzen-Risiko-Verhältnisses beurteilt. Empfehlungen wurden möglichst spezifisch für das prä-/postmenopausale Mammakarzinom bzw. zur Rezidivprophylaxe formuliert.

Risikosenkend wirken sich der Verzehr von Gemüse, Ballaststoffen sowie die mediterrane Diät aus. Bei postmenopausalem Mammakarzinom geht die Reduktion von Fett- und Fleischkonsum bzw. des BMI mit einem reduzierten Rezidivrisiko einher. Die Datenlage zu Effekten durch phytoöstrogenhaltige Lebensmittel sowie die Assoziation zwischen Ernährungsfaktoren und Rezeptorsubtypen ist widersprüchlich. Die dosisunabhängige Risikoerhöhung durch Alkohol ist belegt; phytoöstrogenhaltige Supplemente und ketogene Diäten sollten zur Rezidivprophylaxe nicht empfohlen werden.

Schlussfolgerung:

Gezielte Ernährungsempfehlungen mit günstigem Nutzen-Risiko-Verhältnis zur Primär- und Rezidivprophylaxe des Mammakarzinoms sind möglich; ihre Integration in die Ernährungsberatung von Brustkrebspatientinnen scheint sinnvoll.