Aktuelle Ernährungsmedizin 2018; 43(03): 241
DOI: 10.1055/s-0038-1647224
Postersitzung V
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Proteinreiche Ernährung und Ganzkörper-Elektromyostimulation bei Hämatologisch-onkologischen Patienten: Eine neue Option?

D Reljic
1   Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 1, Erlangen, Germany
,
J Herrmann
1   Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 1, Erlangen, Germany
,
T Orlemann
1   Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 1, Erlangen, Germany
,
M Neurath
1   Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 1, Erlangen, Germany
,
Y Zopf
1   Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 1, Erlangen, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
04 June 2018 (online)

 

Hintergrund:

Patienten mit hämatologisch-onkologischer Erkrankung haben aufgrund der tumorbedingten systemischen Inflammation ein erhöhtes Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko. Einzig kurativer Ansatz stellt eine Knochenmarks/-Blutstammzelltransplantation dar. Diese stellt für den Körper eine hohe Stresssituation dar, so dass eine erfolgreiche Transplantation abhängig von der Körperkonstitution des Patienten ist. Durch den Einsatz eines Bewegungstrainings konnte bereits ein positiver Einfluss auf den klinischen Verlauf des Patienten gezeigt werden. Körperlich schwache Patienten können jedoch an konventionellen Bewegungstherapien nicht teilnehmen. Das Ziel der vorliegenden Studie war es daher, diesen Patienten ein innovatives Krafttraining, eine Ganzkörper-Elektromyostimulation (EMS), anzubieten um Muskelmasse, -kraft und -funktionalität zu verbessern.

Methoden:

Es wurden bisher 32 Patienten unter einer aktiven tumorspezifischen Therapie in die Studie eingeschlossen. Die Patienten erhielten gemäß der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin eine Ernährungstherapie mit > 1 g Protein/kg KG/d und zusätzlich ein Muskeltraining mittels Ganzkörper-EMS 2x/Woche mit jeweils 20 Minuten Applikationsdauer. Die Studiendauer betrug 12 Wochen.

Ergebnisse:

23 Patienten erhielten eine Ganzkörper-EMS Behandlung, kombiniert mit einer proteinreichen Ernährung. 9 Patienten dienten als Kontrolle, die nur die Ernährungstherapie erhielten. Als Grunderkrankung hatten die Patienten eine AML, ein Hodgkin-/Non-Hodgkin-Lymphom und ein Multiplen Myelom. Alle Patienten befanden sich unter einer Radio-, Chemo- oder/und einer Immun-/Antikörpertherapie. Patienten erhielten teilweise zusätzlich eine Hochdosis-Glukortikoidtherapie.

Die Interventionsgruppe entwickelte nach dem dreimonatigen Krafttraining signifikant mehr Skelettmuskelmasse, eine verbesserte Funktionalität und weniger Fettmasse.

Schlussfolgerung:

Mit einem EMS-Krafttraining konnte trotz eingeschränkten körperlichen Status und unter medikamentöser tumorspezifischer Therapie signifikant mehr Muskelaufbau und eine Verbesserung der Funktionalität erzielt werden. Interessanterweise zeigte sich zeitgleich ein signifikanter Abbau der Fettmasse. Nachweislich dient das Fettreservoir nicht nur als Energiespeicher, sondern produziert Signalstoffe und sendet entzündungsinduzierende Zytokine aus. Ein Abbau der Fettmasse sollte daher einen positiven Einfluss auf die Inflammation haben.