Aktuelle Ernährungsmedizin 2018; 43(03): 218-219
DOI: 10.1055/s-0038-1647165
Freie Vorträge III
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Systematische Ernährungsstatuserhebung zur Erfassung von Mangelernährung bei Patienten mit Kurzdarmsyndrom und Einfluss auf das Langzeitüberleben

B Knappe-Drzikova
1   Charité, Universitätsmedizin Berlin, Gastroenterologie, Berlin, Germany
,
D Vonderbeck
1   Charité, Universitätsmedizin Berlin, Gastroenterologie, Berlin, Germany
,
S Maasberg
1   Charité, Universitätsmedizin Berlin, Gastroenterologie, Berlin, Germany
,
S Pevny
1   Charité, Universitätsmedizin Berlin, Gastroenterologie, Berlin, Germany
,
A Pascher
2   Charité, Universitätsmedizin Berlin, Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin, Germany
,
B Wiedenmann
1   Charité, Universitätsmedizin Berlin, Gastroenterologie, Berlin, Germany
,
UF Pape
1   Charité, Universitätsmedizin Berlin, Gastroenterologie, Berlin, Germany
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Publication History

Publication Date:
04 June 2018 (online)

 

Mangelernährung (ME) stellt bei Patienten (Pts) mit Kurzdarmsyndrom (KDS) ein wesentliches Risiko bzgl. Komplikationen und Outcome dar. Bislang liegen nur wenige Daten zur systematischen Erfassung des Ernährungsstatus sowie Prävalenz der ME dieser Patientengruppe vor.

Das Ziel unserer Studie war den Einfluss von ME – charakterisiert durch Bioelektrische Impedanz Analyse (BIA), den angepassten Phasenwinkel (PhA) sowie Subjective Global Assessment (SGA) – auf das Langzeitübeleben der KDS Pts zu untersuchen.

Bei 56 Pts mit KDS wurde der Ernährungsstatus erhoben. Die Patientenkohorte wurde durch Gewicht, Größe, Albumin, NRI (Nutritional Risk Index), SGA sowie BIA (PhA; ECM/BCM Index) charakterisiert und in einem Nachbeobachtungsraum von 63 Monaten (0 – 131) verfolgt.

Folgende Erkrankungen lagen dem KDS zugrunde: Mesenterialinfarkt (n = 18), Morbus Crohn (6), postoperative Briden (5), sonstige nicht maligne Erkrankungen (11), maligne Neoplasien (16): davon Ovarialkarzinom (6), kolorektales Karzinom (3), sonstige maligne Erkrankungen (11). Laut SGA waren 23,7% der Pts gut ernährt (SGA A) und 76,3% der Gesamtgruppe mangelernährt (SGA B+C). Die Prävalenz der ME bei Pts mit kürzerem Darm (< 100 cm) war 80% vs. 66% (Pts mit Darmlänge > 100 cm). Die Überlebensrate der Gesamtkohorte betrug in Abhängigkeit von ME nach 2 Jahren 71% (SGA A) bzw. 61,1% (SGA B+C) und nach 10 Jahren 71% (SGA A) bzw. 50% (SGA B+C). Pts mit SGA B+C hatten zum Zeitpunkt des ME-Screenings signifikant schlechtere Resultate bei Albumin (3,04 ± 0,6 vs. 4,1 ± 0,8; p < 0,026), bei NRI (88,3 ± 16,7 vs. 101,9 ± 9,6; p < 0,016) und ECM/BCM Index (1,2 ± 0,3 vs. 1,6 ± 0,6; p < 0,014). In der Gruppe ohne ME war der PhA signifikant höher 5,1 °± 1,0 im Vergleich zur Gruppe SGA B+C 4,2 °± 1,1 (p < 0,04). Der PhA von 4,2 ° (SGA B+C) ist zu 50% spezifisch und zu 89% sensitiv. Über die ROC-Kurve (0,837 ± 0,017; p < 0,001) wurde ein an die Kohorte angepasster PhA von 4,5 ° (Sensitivität 89%; Spezifität 65,0%) gefunden. Bei der univariaten Analyse wurde der PhA< 4,5 (HR 2,431; p < 0,03) als unabhängiger Risikofaktor für das Langzeitüberleben von KDS-Pts mit benigner Grunderkrankung identifiziert.

ME ist bei Pts mit KDS prävalent und mit erhöhter Morbidität sowie einer schlechteren Prognose verbunden. SGA sowie der standardisierte PhA für diese Kohorte sind geeigneten Methoden zur Identifizieren der mangelernährten KDS Pts. Die zeitgleiche Benutzung dieser beiden Methoden kann zur Optimierung der adäquaten Therapie beitragen.