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DOI: 10.1055/s-0038-1639211
Gesundheitliche Förderung vor Schulbeginn im Spiegel der sozialen Lage – Handlungsbedarf für Schule?
Publication History
Publication Date:
11 April 2018 (online)
Hintergrund:
Aufgabe der Gesundheitsberichterstattung ist es, über die gesundheitliche Lage der Bevölkerung zu informieren. Für Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung liefert sie Daten für Handlungsbedarfe. Ein wichtiges Aufgabengebiet ist dabei die Identifizierung und Unterstützung von vulnerablen Bevölkerungsgruppen. Ziel dieses Beitrages ist, das Ausmaß an Förderbedarf von Einschulungskindern im Spiegel ihrer sozialen Lage darzustellen und Handlungsbedarfe für Schule abzuleiten.
Methodik:
Datenquelle ist die Brandenburger Einschulungsuntersuchung 2015 (N = 23.826, Jungen 12.612 Mädchen, 11.214 Jungen). Im Zusammenhang mit der Anamnese (Elternfragebogen) wird der Status der Förderung des Kindes in den letzten 12 Monaten erfasst. Auf der Grundlage der ärztlichen Untersuchung wird bewertet bzw. dokumentiert, ob noch ein Förderbedarf für das Kind besteht. Dies betrifft einerseits medizinisch-therapeutische Maßnahmen (Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie), Maßnahmen der heilpädagogischen und schulbezogenen sonderpädagogischen Förderung. Darüber hinaus wird die soziale Lage nach der Bildung und Erwerbstätigkeit für jedes Elternteil getrennt erfasst und daraus ein additiver Sozialindex gebildet (siehe www.gesundheitsplattform.brandenburg.de).
Ergebnisse:
Nur knapp ein Viertel der untersuchten Kinder wiesen eine optimale Förderung auf. Insgesamt hatten rund 10,0% aller Kinder einen Bedarf an (weiterer) Förderung, wobei dieser bei Jungen mit 12,0% größer war als bei den Mädchen mit 7,5%. Bei Kindern aus Familien mit niedrigem Sozialstatus wurde ein doppelt so hoher Förderbedarf festgestellt als bei Kindern aus Familien mit hohem Sozialstatus (45,8% vs. 23,1%). Darüber hinaus zeigte sich bei den Einschulungskindern aus Familien mit niedrigem Sozialstatus schulbezogen ein wesentlich höherer Anteil an sonderpädagogischem Förderbedarf als bei Kindern aus Familien mit hohem Sozialstatus (rund 10% vs. 2%).
Schlussfolgerung:
Die Daten zeigen, dass insbesondere Einschulungskinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus vor Schulbeginn schlechtere gesundheitliche Startschancen haben und daher gerade diese Kinder auch zu Beginn ihrer Schulzeit medizinischer und schulischer Unterstützung bedürfen. Schulkrankenschwestern können hier eine wichtige Brückenfunktion zwischen Gesundheit und Bildung einnehmen (siehe Modellprojekt in den Ländern Brandenburg und Hessen).