Onkologische Welt 2010; 01(01): 38-43
DOI: 10.1055/s-0038-1631629
Aktuelle Serie: Knochentumoren
Schattauer GmbH

Bioptische Sicherung von gut- und bösartigen Knochentumoren

J. Bruns
1   Schwerpunkt orthopädische Chirurgie, Diakonieklinikum Hamburg, Standort „Alten Eichen“, Hamburg
,
G. Delling
2   Institut für Pathologie, MVZ, Marienkrankenhaus Hamburg
,
C. R. Habermann
3   Klinik und Poliklinik für diagnostische und interventionelle Radiologie, Diagnostikzentrum Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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Publication Date:
31 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Knochentumoren, meist benigne Läsionen oder tumorähnliche Läsionen, sind relativ häufig. Maligne Primärtumoren des Skelett-apparates, meist Osteo-, Chondro- und Ewing-Sarkome, dagegen relativ selten, Knochenmetastasen wiederum sehr häufig. Die Symptome dieser Tumoren oder tumorähnlichen Läsionen sind unspezifisch. Am dramatischsten sind pathologische Frakturen. Die Therapie dieser Erkrankungen ist sehr unterschiedlich: Benigne Läsionen werden in der Regel ohne Sicherheitsabstand reseziert, zystische Tumoren und tumorähnliche Läsionen meist „intraläsional“ ausgeräumt. Zusätzliche intraoperative Maßnahmen, sogenannte Kautherisierungen, helfen, mikroskopische Tumorreste abzutöten. Anschließend wird der Defekt meist mit einer Knochenzementplombe (thermische Kautherisierung) aufgefüllt und erst zweizeitig mit autogenem Knochen aufgefüllt. Bei Knochenmetastasen besteht meist ein palliatives Therapiekonzept, da die Grunderkrankung einen wesentlichen Einfluss auf die Prognose quoad vitam hat. Dagegen hat bei primären Malignomen des Knochens die Therapie in aller Regel ein kuratives Ziel. Die operative Resektion steht dabei im Zentrum der Behandlung, Chemo- und Strahlentherapie stellen neo- und adjuvante Maßnahmen dar und haben einen wesentlichen Einfluss auf die Prognose. Der bioptischen Diagnostik kommt ein wesentlicher Stellenwert zu. Biopsien werden in Inzisions- und Exzisionsbiopsien unterschieden. Bei den Inzisionsbiopsien unterscheidet man Nadel- oder Stanz- von offenen Biopsien. Für die Probenentnahme gibt es genau beschriebene Leitlinien. Da die Biopsiestelle durch Tumorzellen kontaminiert ist, muss diese bei malignen Tumoren bei der späteren operativen Tumorresektion mit kurativem Operationsziel zusammenhängend mit dem Tumor entfernt werden. Von der Inzisions- ist die Exzisionsbiopsie zu unterscheiden. Aufgrund der multimodalen Therapie bei Sarkomen ist eine Exzisionsbiopsie nur bei Tumoren und tumorähnlichen Läsionen des Knochens indiziert, bei denen keine oder nur eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit eines malignen Geschehens besteht. Auch dann sind die Kriterien „möglichst geringe Kontamination der Umgebung“ und „Berücksichtigung einer eventuellen Nachresektion“ zu beachten. Im Zweifelsfall ist immer eine Inzisionsbiopsie der Exzisionsbiopsie vorzuziehen. Da die Komplikationsrate von Biopsien, egal welcher Technik, durchgeführt in einer Institution außerhalb eines Tumorzentrums signifikant höher ist, sollte der Patient im Zweifelsfall noch vor einer Biopsie in ein Tumorzentrum überwiesen werden, zumindest sollten die Durchführungskriterien mit einem derartigen Zentrum vor der Biopsie abgesprochen werden. Erfolgt eine Biopsie außerhalb eines Tumorzentrum, ist für den späteren Operateur eine bildgebende Dokumentation zur Identifikation der Biopsiestelle zwingend notwendig.