Die sprachliche Entwicklung von Kindern mit einer geistigen Behinderung

Zusammenfassung

Kinder mit einer geistigen Behinderung weisen in der Regel Probleme beim Erwerb der Sprache auf. Art und Ausmaß der sprachli-chen Probleme variieren jedoch erheblich zwischen den Kindern (interindividuelle Variation). Auch sind die sprachlichen Kompetenzprofile bei Kindern mit geistiger Behinde-rung häufig von Diskrepanzen zwischen den verschiedenen Sprachkomponenten gekennzeichnet (intraindividuelle Variation). Inter-ventionen im Bereich von Kommunikation und Sprache sind nur dann wirksam, wenn es gelingt, die Fördermaßnahmen möglichst passgenau an die Stärken und Schwächen des Kindes anzupassen. Voraussetzung für die Entwicklung solcher individualisierter Interventionen ist eine sorgfältige diagnostische Erfassung des sprachlichen und sonstigen (vor allem kognitiven) Entwicklungsprofils. Auf dieser Grundlage lassen sich geeignete Förderziele ableiten und konkrete Interventionen entwickeln. Diese sollten sowohl die Gestaltung einer möglichst anregenden Sprachumgebung betreffen als auch im Rahmen einer systematischen Sprachtherapie mit dem Kind erfolgen. Eine gute Abstimmung aller am Förderprozess beteiligten Personen ist für den Erfolg der Interventionen zentral.

Zusammenfassung

Children with intellectual disability usually show difficulties in language development, whereas nature and extend of the problems vary remarkably between children (interindividual variation). In addition, there are large discrepancies between the different language components among children with mental retardation (intraindividual variation).

For interventions in the field of communication and language to be effective, treatment has to match as good as possible the child’s current profile of strengths and weaknesses. Such individualized intervention should ground on an accurate diagnosis of the child’s (pre)verbal and cognitive developmental profile. Thus, suitable aims can be defined and treatments can be planned in detail. Intervention has to cover different levels: Caregivers should be counselled how to improve the language environment, systematic language therapy is provided to the children themselves. Furthermore it is essential for the effectiveness of any intervention that all persons who are involved with the child’s health conditions act in concert.

Schlüsselwörter

Spracherwerb - geistige Behinderung - Sprachdiagnostik - Sprachförderung

Keywords

Language development - intellectual impairment - language assessment - language intervention

• Literatur

• 1 Abbeduto L, Brady N, Kover ST. Language development and fragile X syndrome: Profiles, syndrome-specificity, and within-syndrome differences. Mental Retardation Developmental Disabilities Research Reviews 2007; 13: 36-46.
• 2 Aktas M.. Sprachentwicklungsdiagnostik bei Kindern mit Down-Syndrom: Entwicklung eines diagnostischen Leitfadens zum theoriegeleiteten Einsatz standardisierter Verfahren [Dissertation]. Bielefeld: Universität Bielefeld; 2004
• 3 Aktas M. Sprachentwicklung: Theoretische Grundlagen. In Aktas (Hrsg) M. Entwicklungsorientierte Sprachdiagnostik und -förderung bei Kindern mit geistiger Behinderung. Theorie und Praxis. München: Urban & Fischer; 2012: 7-46.
• 4 Aktas M. Leitfaden für eine theoriegeleitete Diagnostik. In Aktas (Hrsg) M. Entwicklungsorientierte Sprachdiagnostik und -förderung bei Kindern mit geistiger Behinderung: Theorie und Praxis. München: Urban & Fischer; 2012: 47-80.
• 5 Aktas (Hrsg) M. Entwicklungsorientierte Sprachdiagnostik und -förderung bei Kindern mit geistiger Behinderung: Theorie und Praxis. München: Urban & Fischer; 2012
• 6 Bruinsma Y, Koegel RL, Koegel LK. Joint attention and children with autism: A review of the literature. Mental Retardation and Developmental Disabilities 2004; 10: 169-175.
• 7 Buschmann A.. Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung: Trainermanual. 2. Aufl. München: Elsevier, Urban & Fischer; 2011
• 8 Buschmann A, Jooss B.. Heidelberger Elterntraining zur Kommunikations- und Sprachanbahnung bei Kindern mit globaler Entwicklungsstörung: Trainermanual. 1. Aufl. München: Elsevier, Urban & Fischer; 2012
• 9 Buschmann A, Schmid S, Sarimski K. Familienorientierte Frühintervention zur Kommunikations- und Sprachanbahnung bei Kindern mit Deletionssyndrom 22q11: Heidelberger Elterntraining - Erfahrungen und erste Ergebnisse der Durchführung an zwei Wochenenden. Sprachförderung und Sprachtherapie 2013; 2: 109-118.
• 10 Dilling H, Mombour W, Schmidt MH.. Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10, Kapitel V (F). Klinisch-diagnostische Leitlinien. Bern: Huber; 1993
• 11 Fidler DJ, Philofsky A, Hepburn SL. Language phenotypes and intervention planning: bridging research and practice. Mental Retardation Developmental Disabilities Research Reviews 2007; 13: 47-57.
• 12 Giel (Hrsg) B. Sprachtherapie und Mehrfachbehinderung: Die Internationale Klassifikation von Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) als Chance; Tagungsbericht zum 9. Wissenschaftlichen Symposium des dbs e. V. am 25. und 26. Januar 2008 in Karlsruhe. Köln: Prolog. 2008
• 13 Grimm H.. Störungen der Sprachentwicklung: Grundlagen - Ursachen - Diagnose - Intervention - Prävention. 3. Aufl. Göttingen: Hogrefe; 2012
• 14 Grimm H. (unter Mitarbeit von M. Aktas und S. Frevert). Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (SETK 3-5): Diagnose von Sprachverarbeitungsfähigkeiten und auditiven Gedächtnisleistungen. 3. neu normierte Auflage. Göttingen: Hogrefe; 2015
• 15 Grimm H. (unter Mitarbeit von M. Aktas und S. Frevert). Sprachentwicklungstest für zweijährige Kinder (SETK-2): Diagnose rezeptiver und produktiver Sprachverarbeitungsfähigkeiten. 2. neu normierte Auflage. Göttingen; Hogrefe: 2016
• 16 Grimm H, Doil H.. Elternfragebögen zur Früherkennung von Risikokindern. Göttingen: Hogrefe; 2006
• 17 Hennon E, Hirsh Pasek, Golinkoff RM. Die besondere Reise vom Fötus zum spracherwerbenden Kind. In: Grimm H (Hrsg). Sprachentwicklung (Enzyklopädie der Psychologie; Themenbereich C, Theorie und Forschung, Serie 3, Band 3). Göttingen: Hogrefe 2000; 41-103.
• 18 Hoff E. How social contexts support and shape language development. Developmental Review 2006; 26: 55-88.
• 19 Hollmann H. Therapie bei Entwicklungsstörungen. Kinder- und Jugendmedizin 2013; 13: 192-196.
• 20 MacWhinney B. What we have learned. Journal of child language 2014; 41: 124-131.
• 21 Müller C.. Entwicklungsorientierte Diagnostik und Förderung von Kommunikation und Sprache bei minimal verbalen Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung. [Dissertation]. Bielefeld: Universität Bielefeld; 2013
• 22 Nussbeck S. Sprachstörungen bei kognitiver Beeinträchtigung. In Schöler H, Welling (Hrsg) A. Handbuch Sonderpädagogik. Göttingen: Hogrefe; 2007: 456-470.
• 23 Ritterfeld U. Welchen und wieviel Input braucht das Kind?. In Grimm (Hrsg) H. Sprachentwicklung (Enzyklopädie der Psychologie; Themenbereich C, Theorie und Forschung, Serie 3, Band 3). Göttingen: Hogrefe; 2000: 403-432.
• 24 Roberts JE, Price J, Malkin C. Language and communication development in Down syndrome. Mental Retardation Developmental Disabilities Research Reviews 2007; 13: 26-35.
• 25 Roberts JE, Chapman RS, Warren SF.. Speech & language development & intervention in Down syndrome & fragile X syndrome. Baltimore: Brookes Pub; 2008
• 26 Sarimski K.. Entwicklungspsychologie genetischer Syndrome. 4. Aufl. Göttingen: Hogrefe; 2014
• 27 Schaner-Wolles C. Sprachentwicklung bei geistiger Retardierung: Williams-Beuren-Syndrom und Down-Syndrom. In Grimm (Hrsg) H. Sprachentwicklung (Enzyklopädie der Psychologie; Themenbereich C, Theorie und Forschung, Serie 3, Band 3) Göttingen: Hogrefe 2000; 663-685.
• 28 Siegmüller J.. Spezifische Sprachdiagnostik bei Kindern mit Mehrfachbehinderung. In Giel (Hrsg) B. Sprachtherapie und Mehrfachbehinderung: Die Internationale Klassifikation von Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) als Chance; Tagungsbericht zum 9. Wissenschaftlichen Symposium des dbs e. V. am 25. und 26. Januar 2008 in Karlsruhe. Köln: Prolog; 2008
• 29 Tomasello M.. Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation. Berlin: Suhrkamp; 2011
• 30 Weinert S, Grimm H. Sprachentwicklung. In Schneider W, Lindenberger (Hrsg) U. Entwicklungspsychologie. 7. Aufl. Weinheim: Beltz; 2012: 433-456.
• 31 Weinert S, Lockl K. Sprachförderung. In Petermann (Hrsg) F. Angewandte Entwicklungspsychologie (Enzyklopädie der Psychologie; Themenbereich C, Theorie und Forschung). Göttingen: Hogrefe; 2008: 91-134.
• 32 Wilken E. Sprachentwicklungsstörungen und geistige Behinderung. In Grohnfeldt (Hrsg) M. Lehrbuch der Sprachheilpädagogik und Logopädie: Erscheinungsformen und Störungsbilder. Stuttgart: Kohlhammer; 2001: 102-112.