Kinder- und Jugendmedizin 2017; 17(04): 256-258
DOI: 10.1055/s-0038-1629426
Infektionskrankheiten und Impfprävention
Schattauer GmbH

Infektiologische Aspekte und Impfprävention bei der Versorgung geflüchteter bzw. migrierter Kinder und Jugendlicher

Care for refugee and migrant children and teenagers from an infectious diseases point of view
P. Kaiser-Labusch
1   Prof. Hess Kinderklinik, Klinikum Bremen-Mitte
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Eingereicht am: 28 February 2017

angenommen am: 06 March 2017

Publication Date:
24 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Mindestens 250 000 Flüchtlingskinder sind in den letzten beiden Jahren nach Deutschland migriert. Rechtliche Rahmenbedingungen und Empfehlungen aus kinderärztlicher Sicht zu den Inhalten der Basisuntersuchung bei Kindern werden erläutert mit Schwerpunkt auf Tuberkulosescreening, latente Tuberkulose und Impfstrategie. Durch die beengten Unterkunftsverhältnisse gibt es eine erhöhte Prävalenz z. B. von Scabies. Bei einer vermutlich erhöhten Prävalenz der Kolonisation mit multiresistenten Erregern (MRE) ist ein Screening für den stationären Bereich empfohlen. Die vermutlich höhere Kolonisationsrate mit Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus (MRSA), z. B. bei Haut- und Weichteilinfektionen, muss für eine antibiotische Therapie berücksichtigt werden. Geflüchtete Kinder stellen keine „Gefahr“ für die deutsche Wohnbevölkerung dar und haben meist die gleichen Infektionserkrankungen wie ihre deutschen Altersgenossen, v. a. Atemwegs- und Durchfallerkrankungen.

Summary

At least 250 000 refugee children have arrived in Germany in the past 2 years. This article summarizes the legal framework and discusses pediatric recommendations concerning the content of initial screening visits, focussing on tuberculosis screening, latent tuberculosis and vaccination strategy. Due to crowding there is e. g. a higher scabies prevalence. Due to presumably higher colonization rates with multiresistant pathogens screening before admission to a hospital is recommended. The presumably higher MRSA colonization needs to be considered when treating skin and deep tissue infections with antibiotics. Refugee children do not put others at risk since they have basically the same infections as their german peers, which are mainly respiratory tract infections and infectious diarrhea.