Kinder- und Jugendmedizin 2008; 08(01): 45-47
DOI: 10.1055/s-0038-1628964
Notfall
Schattauer GmbH

Desmopressin-assoziierte symptomatische Wasserintoxikation mit Hyponatriämie und konsekutivem Krampfanfall

Hyponatremic seizures as a consequence of water intoxication during desmopressine therapy
Florentine Wild
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig (Direktor: Prof. Dr. med. W. Kiess)
2   Klinik für Kinderkardiologie, Herzzentrum, Universität Leipzig (Direktor: Prof. Dr. med. J. Janoušek)
,
Arndt Bigl
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig (Direktor: Prof. Dr. med. W. Kiess)
,
Manuela Schulz
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig (Direktor: Prof. Dr. med. W. Kiess)
,
Wieland Kiess
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig (Direktor: Prof. Dr. med. W. Kiess)
› Author Affiliations
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Publication History

Eingegangen: 09 January 2007

angenommen: 23 January 2007

Publication Date:
25 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

In unsere Klinik erfolgte die Aufnahme eines bislang normal entwickelten 4 -jährigen Jungen mit einem tonisch- klonischen afebrilen Krampfanfall. Aufgrund einer Enuresis nocturna erfolgte seit circa 4 Wochen eine Therapie mit Desmopressin nasal. In der Blutgasanalyse zeigten sich eine deutliche Hyponatriämie mit 121,8 mmol/l und Hypochlorämie mit 85,0 mmol/l. Laborchemisch, klinisch sowie anamnestisch fand sich kein Anhalt für eine renale, genetische, endokrine Ursache oder ein stattgehabtes Trauma. Der Ausschluss eines entzündlichen zentralen Geschehens bzw. einer Raumforderung oder Blutung erfolgte mittels Liquorpunktion und kraniellem MRT. Die intensive anamnestische Befragung ergab eine hohe tägliche Flüssigkeitszufuhr des Patienten bei gleichzeitig regelmäßiger Gabe von Desmopressin. Damit lag eine Hyponatriämie infolge einer Desmopressin-assoziierten Wasserintoxikation als Ursache des Krampfgeschehens vor. Unter intensivmedizinischer Überwachung erfolgte eine Normalisierung der Serumnatriumkonzentration innerhalb von 24 Stunden. Darunter kam es zu einer vollständigen Regredienz der neurologischen Symptomatik. Die Entlassung nach Hause erfolgte nach 3 Tagen in gutem Allgemeinzustand und altersentsprechendem neurologischen Status. Eine Wasserintoxikation mit konsekutiver Hyponatriämie muss als Differenzialdiagnose des afebrilen Krampfanfalls erwogen werden. Einer exakten Anamnese im Hinblick auf Medikamentengabe und Flüssigkeitszufuhr kommt dabei ein hoher Stellenwert zu. Desmopressin als Therapeutikum der Enuresis nocturna sollte aufgrund dieser Erfahrungen im Kindesalter zurückhaltend und nur nach umfassender Aufklärung über mögliche Komplikationen eingesetzt werden.

Summary

In this report we present a case of hyponatremic seizures as a consequence of water intoxication during desmopressine therapy. The patient was treated with nasal desmopressin already for 4 weeks. Bloodgas analysis at the time of admission showed a severe hyponatremia with 121.8 mmol/l and hypochloremia with 85 mml/l. There was no evidence for renal, genetic, endocrine or traumatic cause. For exclusion of a central inflammatory process, cerebral tumor or haemorrhage a lumbal punction was performed. Intensive questioning revealed a high water intake while taking desmopressine. Hyponatremia following a demopressine associated water intoxikation was the reason for the seizures. Within 24 hours a normalization of the serum sodium level was reached on the intensive care unit. The neurological symptoms completely regenerated. The patient war discharged home after 3 days in good general condition and normal neurological status. Water intoxication with following hyponatremia must be taken into consideration as a reason for afebrile seizures. An exact anamnesis with special regard to drugs and drinking amount is very important. Our experience shows, that desmopressine as therapy for enuresis nocturna should be wisely chosen and given only after careful consideration.