Zusammenfassung
Schädigungen sensomotorischer Netzwerke im Zentralnervensystem können mit Latenz zum
einem Upper Motor Neuron-Syndrome (UMNS) führen. Spastizität ist ein Plus-Phänomen
des UMNS und als geschwindigkeits-abhängigen Zunahme des Muskeltonus definiert. Das
UMNS mit Spastik führt nach Schlaganfall bei mehr als 35% der Patienten zu deutlichen
Aktivitätsstörungen durch Mobilitätseinschränkungen, Feinmotorikstörungen und Schmerzen.
Schwere Spastizität kann zu Pflegebehinderungen mit Kontrakturen und Druckgeschwüren
führen. Ein medizinisches Management sollte neben physikalischen und medikamentösen
Ansätzen eine Hilfsmittelversorgung berücksichtigen. Empfohlen wird die Behandlung
im multiprofessionellen Team. In diesem Setting können Einschränkungen durch andere
neurologische und neuropsychologische Defizite bei UMNS am besten berücksichtigt werden.
Mit dem Patienten oder Angehörigen vereinbarte realistischen Behandlungsziele sollen
erkenn-bar im Mittelpunkt der Behandlung stehen. Bei regionalen Einschränkungen durch
Spastizität ist die lokale Behandlung mittels Botulinum Neurotoxin Typ A (BoNT A)
mit und ohne begleitende Redressions- und Physiotherapieverfahren nach Schlaganfall
die Methode der Wahl, da die BoNT A der oralen Behandlung sowohl bezüglich der Symptomreduktion,
als auch der Nebenwir-kungshäufigkeit signifikant überlegen ist. Kritisch für den
Erfolg dieser Behandlung ist die Muskelauswahl, Dosierung und Injektions-genauigkeit
sowie die adäquate Begleittherapie. Neben BoNT A ist Phenol perineural injiziert so-wie
die selektive Neurotomie ein lokales Be-handlungsverfahren, wobei Phenolinjektionen
als Nebenwirkungen bei 10% Parästhesien zeigen. Bei generalisierter Spastik ist intrathekales
Baclofen gut wirksam, erfordert aber eine Pum-penimplantation und eine funktionierende
Infrastruktur (Nachfüllen, Komplikationsmanagement). Bei spastischen Muskel- und Sehnenver-kürzungen
sind orthopädischchirurgische Ver-fahren indiziert.
Summary
Spasticity is defined as a velocity-dependent increase in muscle tone. But spasticity
is only one feature of the Upper Motor Neuron Syndrome (UMNS). Beside increased muscle
tone also paresis, spasms or secondary structural changes resulting in reduced tissue
viscosity may be relevant for related activity restrictions. Therefore it is essential
to identify the relevant factors for disability from UMNS and define specific goals
before treatment with patient and caregiver. Treatment of spasticity should be considered
when spasticity is causing harm. In focal or multifocal motility or activity restrictions
or pain from spasticity BoNT A injections are the treatment of choice. In every case
BoNT A should be included in an multi-professional treatment approach. Besides BoNT
A also phenol blocks or selective neurotomy are local options but with risks of paraesthesias
as side effects. Also oral medication is effective but with respect to the side effect
benefit ratio of oral antispastic drugs those should be used only in cases with multisegmental
or generalised symptoms. In severe segmental or generalised spasticity intrathecal
baclofen application is sufficient but require pump implantation and continuing services.
If secondary structural changes of connective tissue result in spastic contractures
orthopaedic surgery is recommended.
Schlüsselwörter
Schlaganfall - Spastizität - Botulinum Neurotoxin
Keywords
Stroke - spasticity - botulinum neurotoxin