Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel: Es gibt Hinweise für Unterschiede im suizidalen Verhalten zwischen
türkischen Migranten und der einheimischen Bevölkerung. Bisherige Studien basierten
ihre Analysen auf nicht repräsentativen Daten und zeigten zum Teil methodische Probleme.
Deshalb wurde das suizidale Verhalten von türkischen Migranten im Vergleich zur schweizer
Bevölkerung im Kanton Basel-Stadt auf methodisch zverlässiger Basis untersucht. Material
und Methoden: 2003 und 2004 wurden im Rahmen der WHO/EURO-Multizenterstudie alle über
15-jährigen Einwohner des Kantons Basel-Stadt erfasst, die wegen eines Suizidversuchs
(SV) medizinische Hilfe in Anspruch nahmen. Daten türkischer und schweizer Patienten
wurden verglichen. Ergebnisse: Die SV-Rate der türkischen Migranten war im Durchschnitt
über alle Altersgruppen 2,7-mal höher als diejenige der Schweizer. Frauen zeigten
doppelt so hohe Raten wie Männer. Die höchsten Raten fanden sich bei jungen Frauen,
insbesondere bei jungen türkischen Migrantinnen. Migranten litten häufiger an Störungen
der ICD-10-Kategorie F4 und verwendeten häufiger Medikamente, insbesondere Analgetika.
Schlussfolgerungen: In der Prävention ist ein Fokus auf junge türkische Frauen und
Migranten mit Anpassungsstörungen zu legen. Klinische Relevanz Bei der Medikamentenabgabe,
insbesondere bei Analgetika, sollte auf möglichst geringe Toxizität und kleine Packungsgrößen
geachtet werden. Dies ist auch bei frei verkäuflichen Medikamenten zu beachten.
Summary
Objective: Some evidence suggests that suicidal behaviour of Turkish migrants differs
from the native population’s suicidal behaviour. In most studies on this topic, however,
analyses have not been based on representative populations; moreover, they partly
suffer from methodical shortcomings. We have therefore analysed the suicidal behaviour
of Turkish migrants in comparison to that of native Swiss citizens of Basel, Switzerland,
using sound methodology. Materials and methods: In 2003 and 2004 in the framework
of the WHO/EURO-Multicentre study we investigated all inhabitants of the canton Basel
City over 15 years of age who got medical help subsequent to an attempt of suicide.
Data of Swiss and Turkish patients were compared. Results: The suicide attempt rate
among Turkish migrants was on average more than 2.7 times higher in all age groups
than in Swiss citizens. The rate of women was twice as high as that of men. Young
females showed the highest rates. Migrants suffered more often from disorders of the
ICD-10-category F4 and more often used medication overdoses. Conclusions: Preventative
efforts should concentrate especially on young Turkish females and migrants suffering
from stress-related disorders. Clinical relevance: When prescribing medication, especially
analgesics, lowest toxicity and smallest packaged quantity should be aimed at.
Schlüsselwörter WHO/EURO-Multizenterstudie - Suizidversuche - türkische Migranten - Analgetika - Geschlechtsunterschiede
Keywords WHO/EURO-Multicentre study - suicide attempts - Turkish migrants - analgesics - gender
differences