Zusammenfassung
Dieser Artikel berichtet über die hinter der Bezeichnung „Krokodil“ stehende Substanz,
ihre Geschichte, Risiken und epidemiologischen Aspekte. „Krokodil“ scheint ein erstmals
2003 in Russland verwendetes Substanzgemisch zu sein, dessen Wirkstoff Desomorphin
ist. Desomorphin ist ein Opioidanalogon und kann preiswert und einfach im Heimlabor
durch Aufkochen von kodeinhaltigen Tablet-ten mit weiteren Substanzen erzeugt werden.
Die entstehende Suspension wird intravenös appliziert und verursacht infolge der multiplen
toxischen Zusatzstoffe regelmäßig dramatische körperliche Schäden, wie z. B. Abszesse,
Gangränen, Thrombophlebitiden. Da Desomorphin eine im Vergleich zu Morphin kürzere
Halbwertszeit, einen rascheren Wirkeintritt und eine deutlich erhöhte Wirkstärke besitzt,
weist es ein besonders hohes Abhängigkeitspotenzial auf. Die meisten Patienten aus
Russland mit „Krokodil“-Abhängigkeit sind ehemalige heroinabhängige Patienten, welche
infolge der besseren Verfügbarkeit die Substanz gewechselt hatten. Vor dem Hintergrund
der berichteten Verdachtsfälle in Deutschland und der Möglichkeit einer weiteren Ausbreitung
ist es angezeigt, Patienten mit Heroinabhängigkeit über „Krokodil“ ausführlich zu
informieren und Verdachtsfälle suffizient aufzuklären.
Summary
This article intends to clarify the term “crocodile” by elucidating the associated
substance, its history, risks of use and epidemiological aspects. “Crocodile” seems
to be a heterogeneous mixture that was first used in Russia 2003 and whose core agent
is desomorphine. Desomorphine is an opioid analogon that can be easily and cheaply
manufactured by boiling up tablets that contain codeine together with certain other
ingredients. This procedure results in a suspension that is applied intravenously
and regularly causes dramatic somatic complications such as abscess, gangrene and
thrombophlebitis due to contamination. Compared to morphine, desomorphine features
shorter half life, faster onset of effect and markedly increased potency. Thus, its
potential to cause dependence is particularly high. The majority of patients with
“crocodile”-dependence are former patients with heroin-dependence who switched to
“crocodile” due to its superior availability and its financial advantages. Against
the background of first suspicious cases of “crocodile”-users in Germany and the possibility
of a spreading effect it is advisable to provide information regarding the fatal consequences
of “crocodile” use to patients with heroin-dependence and clarify suspicious cases
sufficiently.
Schlüsselwörter
Desomorphin - Heroin - Morphin - Substanzabhängigkeit
Keywords
Desomorphine - heroin - morphine - substance dependence