Nervenheilkunde 2015; 34(09): 685-689
DOI: 10.1055/s-0038-1627622
Ärztefortbildung Karlsruhe
Schattauer GmbH

Fatigue bei Multipler Sklerose

Diagnostische und therapeutische AspekteFatigue in multiple sclerosisDiagnostic and therapeutic aspects
P. Flachenecker
1   Neurologisches Rehabilitationszentrum Quellenhof, Bad Wildbad
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Publikationsverlauf

eingegangen am: 12. Mai 2015

angenommen am: 18. Mai 2015

Publikationsdatum:
23. Januar 2018 (online)

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Zusammenfassung

Neben den vielfältigen körperlichen Symptomen der Multiplen Sklerose (MS) verdient die erhöhte Erschöpfbarkeit (Fatigue) besondere Beachtung, da sie mit zu den häufigsten Beschwerden zählt und die Leistungsfähigkeit in Alltag und Beruf teilweise erheblich einschränken kann. Die Pathogenese ist letztendlich unbekannt; wahrscheinlich handelt es sich um ein Syndrom mit verschiedenen Ursachen. Sekundäre Mechanismen wie Schlafstörungen, eine Anämie oder eine Schilddrüsenfunktionsstörung, aber auch Depressionen und kognitive Störungen müssen von der Fatigue im engeren Sinn (primäre Fatigue) abgegrenzt werden. Die subjektive Dimension der Fatigue kann mit standardisierten Fragebogen erfasst werden. Da sich zumindest ein Teil der Symptomatik mit einer Aufmerksamkeitsstörung erklärt lässt, kann mittlerweile die Fatigue mit einer Aufmerksamkeitstestung (Subtest „Alertness” aus der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung) objektiviert werden. Die medikamentöse Therapie mit z. B. Amantadin oder Modafinil stellt in Einzelfällen eine Option dar, ist aber oftmals nicht bzw. nicht anhaltend erfolgreich. Daher besteht das Behandlungskonzept vor allem aus nicht medikamentösen Maßnahmen wie Beratung von Patienten und Angehörigen, Strukturierung des Tagesablaufs mit der Möglichkeit zu ausreichenden Pausen, Vermittlung von

Summary

Besides various other symptoms, fatigue needs to be particularly considered in the management of patients with multiple sclerosis (MS) due to its high frequency and huge impact on activities of daily living and and work ability. The pathogenesis is still unknown and may involve different mechanisms. Secondary mechanisms such as sleep disorders, anaemia and thyroid dysfunction, but also depression and cognitive deficits should be differentiated from “primary fatigue”. The subjective dimension of fatigue may be evaluated with standardized questionnaires. There is increasing evidence that fatigue may be properly assessed with attention tests of alertness. Drug treatment, i. e. amantadine and modafinil, is often not efficient. Therefore, management of fatigue consists of non-pharmacological measures such as counselling of patients and caregivers, structuring the day with regular breaks, energy management programs, cooling, specific neuropsychological training (attention) and exercise.