Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel: Beeinträchtigungen in sozial-kognitiven Prozessen wird in der
Schizophrenieforschung in den letzen Jahren zunehmendes Interesse zugebracht. Eine
Basiskomponente sozialer Kognitionen ist die Affektdekodierung, für die Beeinträchtigungen
bei schizophren Erkrankten gut belegt sind. Diese Beeinträchtigungen sind verlaufsunabhängig
und tragen wesentlich zu dem oft schlechten sozialen Funktionsniveau der Betroffenen
bei. Da die Beeinträchtigungen von den herkömmlichen Behandlungsmethoden weitestgehend
unbeeinflusst bleiben, stellt sich die Frage nach alternativen Behandlungsansätzen.
Material und Methoden: Das neu entwickelte Training der Affektdekodierung (TAR) wurde
in zwei aufeinander aufbauenden Untersuchungen jeweils im Prä-post-Kontrollgruppendesign
im Hinblick auf potenzielle Leistungssteigerungen bei der mimischen Affekterkennung
evaluiert. In beiden Untersuchungen wurde das TAR zur Kontrolle unspezifischer impliziter
kognitiver Trainingseffekte mit einem kognitiven Remediationstraining (CRT) verglichen,
das die Verbesserung neurokognitiver Basisfunktionen zum Ziel hatte. Ergebnisse: Der
Einsatz des TAR führte jeweils zu signifikanten Verbesserungen der Dekodierung des
mimischen Affektausdrucks, während das CRT im Sinne einer doppelten Dissoziation zu
Verbesserungen in den Basiskognitionen führte. Vorläufige Ergebnisse der Replikationsstudie
weisen auf eine Dauerhaftigkeit des Trainingseffekts des TAR von mindestens vier Wochen
über das Trainingsende hinaus. Darüber hinaus deuten sich Effekte des TAR im Sinne
einer Verbesserung auch der prosodischen Affektdekodierung sowie der Leistung in einer
Theory-of-mind-Aufgabe an, während sich bisher keine Effekt auf die soziale Kompetenz
in einem Rollenspieltest zeigen. Schlussfolgerungen: Beeinträchtigungen der Dekodierung
des mimischen Affekts sind bei schizophren Kranken prinzipiell behandelbar, sofern
funktionsspezifische Trainingsstrategien wie das TAR angewandt werden. Klinische Relevanz:
Die Entwicklung, Evaluation und Implementierung neurokognitiver Trainingsverfahren
erscheint viel versprechend und diese könnten in absehbarer Zeit eine wertvolle Ergänzung
bisheriger Behandlungsmaßnahmen schizophren Kranker darstellen.
Summary
Objective: Impairments in social cognition have increasingly attracted interest in
schizophrenia research during the last years. A basic component of social cognition
is affect recognition. Impairments in affect recognition are well known in schizophrenia,
are trait characteristics and seem to play a crucial role in patients’ poor social
functioning. Since these impairments are mostly unaffected by traditional treatment,
the present study shall contribute to the open question of alternative treatment options.
Material and methods: A newly developed „Training of Affect Recognition“ (TAR) was
evaluated in two consecutive studies with regard to performance in facial affect recognition
using prepost- control group designs. In both studies TAR was compared with a „Cognitive
Remediation Training“ (CRT) aiming at improvement of basic neurocognitive functioning,
in order to control for non-specific effects of implicit cognitive training. Results:
In both studies application of the TAR led to improved facial affect recognition whereas
the CRT led to improved basic cognition, constituting a double dissociation of treatment
effects. Preliminary results of the replication study hint to sustainability of TAR
effects for at least one month after end of training. Moreover, the TAR also seems
to improve prosodic affect recognition and theory of mind functioning, but not yet
regarding social competence within a role play test. Conclusions: Impairments in facial
affect recognition in schizophrenia are treatable in principle, provided that functional
specific training strategies like the TAR are used. Clinical relevance: The development,
evaluation and implementation of neurocognitive training seem to be promising and
such treatments could soon become an important completion of treatment in schizophrenia.
Schlüsselwörter Schizophrenie - Affektdekodierung - sozial-kognitive Remediationstraining
Keywords Schizophrenia - affect-recognition - social-cognitive remediation