Zusammenfassung
Suizidales Verhalten stellt ein häufiges Phänomen bei psychiatrischen Erkrankungen
dar. Insbesondere Patienten mit affektiven Störungen haben ein erhöhtes Suizidrisiko.
Die leitliniengerechte Versorgung affektiver Störungen ist für Ärzte, Pfleger, Psychologen
und andere Berufsgruppen im Gesundheitswesen hochanspruchsvoll und bedarf pharmakotherapeutischer,
psychotherapeutischer und pflegerischer Expertise sowie eines hohen Maßes an Empathie.
Generell verfügen wir über pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten, die effektiv
in der Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen eingesetzt werden können, mindestens
genauso bedeutsam sind auch psychotherapeutische und soziotherapeutische Behandlungsansätze.
In den letzten Jahren konnte eine andauernde Debatte über den potenziellen Einfluss
antidepressiver Medikation auf Suizidalität verfolgt werden. Hierbei zeigte sich eine
mangelnde Evidenz für die suizidprotektive Wirkung von Antidepressiva. Mögliche Gründe
dafür liegen in methodischen Schwierigkeiten, dies zu untersuchen. Seit den frühen
1970er-Jahren haben eine große Anzahl von Studien einen suizidprotektiven Effekt von
Lithium nachgewiesen. Für die Behandlung von schizophrenen Erkrankungen konnte ein
solcher Effekt für Clozapin aufgezeigt werden. Der folgende Artikel gibt einen Überblick
über den aktuellen Wissenstand bezüglich psychopharmakologischer Behandlungsmöglichkeiten
von suizidalen Patienten.
Summary
Suicidal behavior represents a frequent phenomenon in patients with psychiatric disorders.
Especially patients with affective disorders have an increased suicide risk. The management
and treatment of those patients is one of the most challenging tasks for health care
professionals. In general several pharmacological strategies are known to be effective
in the treatment of psychiatric diseases, however psychotherapeutic and sociotherapeutic
strategies play also an important role.
There is an ongoing debate whether or not antidepressant and neuroleptic drugs have
a suicide-preventing effect. There is still a lack of evidence due to methodical study
limitations and ethical concerns. Since the early 1970s, several national and international
studies confirmed the anti-suicidal effect of lithium in the treatment of patients
with affective disorders. Only clozapine has shown to have some anti-suicidal properties
in the treatment of schizophrenic patients. The following article provides an overview
about the current knowledge of psychopharmacological treatment options for patients
with suicidal behavior.
Schlüsselwörter
Suizidalität - affektive Störungen - Lithium - Prävention
Keywords
Suicidality - lithium - prevention - affective disorders