Zusammenfassung
Formalgenetische Untersuchungen zeigen, dass die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) eine hohe Erblichkeit aufweist, wobei wahrscheinlich zahlreiche Gene mit jeweils moderatem Effekt beteiligt sind. Es werden die am häufigsten replizierten Befunde molekulargenetischer Studien zusammengefasst. Die Ergebnisse von bisherigen Genomscans ergeben Hinweise auf mehrere relevante Genorte, vorangestellt Chromosom 5p13, in dessen Nähe das Gen des Dopamintransporters (DAT1) lokalisiert ist. Assoziationsstudien zeigen Zusammenhänge zwischen Varianten in dopaminergen (DRD4, DAT1) bzw. serotonergen Genen (SERT) und dem Vorliegen einer ADHS. Neuroanatomische Hirnveränderungen bei ADHS finden sich vornehmlich im Bereich von fronto-striatalen Strukturen. Weiterhin treten weit verbreitet Auffälligkeiten in anderen kortikalen Arealen und dem Zerebellum auf. Funktionell-bildgebende Studien legen nahe, dass eine Dysfunktion frontostriataler Schleifen an der Pathophysiologie der ADHS beteiligt ist. Der Dopamintransporter ist ein wichtiges Element dopaminerger Neurotransmission; Neurorezeptorstudien zeigen eine erhöhte Dopamintransporter-Bindung radioaktiver Liganden bei ADHS sowie eine Reduktion dieser Bindung unter Methylphenidat-Behandlung.
Summary
Formal genetic and molecular genetic studies indicate that attention deficit hyperactivity disorder (ADHD) is highly heritable, involving multiple genes of moderate effect. Four genome-wide linkage studies and the most frequently reported positive results of association studies are reviewed. Linkage studies have detected chromosome 5p13 as a relevant region, which is in the vicinity of the location of the dopamine transporter gene (DAT1). The most frequently replicated findings in the candidate gene approach refer to polymorphisms in dopaminergic (DRD4, DAT1) and serotonergic genes (SERT). Neuroimaging studies show that ADHD involves structural brain abnormalities in fronto-striatal regions, other cortical regions and the cerebellum. Functional neuroimaging have implicated dysfunction of the fronto-striatal circuitry as likely contributing to the pathophysiology of ADHD. The dopamine transporter isa key regulator of dopamine. In vivo neuroreceptor imaging has shown increased dopamine transporter binding in ADHD anda decrease following methylphenidate treatment.
Schlüsselwörter
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung - ADHS - Genetik - Bildgebung
Keywords
Attention deficit hyperactivity disorder - ADHD - genetics - neuroimaging