Nervenheilkunde 2003; 22(09): 454-458
DOI: 10.1055/s-0038-1626333
Original- und Übersichtsarbeiten/Original and Review Articles
Schattauer GmbH

Fernsehkonsum bei Schülern: ambulante psychophysiologische Untersuchungen im Alltag

Television consumption in schoolboys: ambulatory psychophysiological monitoring in everyday life
M. Myrtek
1   Forschungsgruppe Psychophysiologie, Institut für Psychologie, Universität Freiburg
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Publikationsdatum:
18. Januar 2018 (online)

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Zusammenfassung

Mit einem 23-stündigen Monitoring wurden jeweils hundert 11- und 15-jährige Schüler während des Unterrichts und in der Freizeit untersucht. Die physiologisch definierte emotionale Beanspruchung (additional heart rate) wurde über den On-line-Vergleich der Herzfrequenz (EKG) mit der Bewegungsaktivität (Akzelero-Sensoren) auf Minutenbasis ermittelt. Subjektives Erleben und Verhalten wurden alle 15 Minuten computergesteuert erfasst. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei dem Fernsehkonsum.

Die Schüler wurden in jeder Altersstufe am Median ihres Fernsehkonsums in Viel- und Wenigseher eingeteilt. Vielseher verbrachten rund ein Drittel der Freizeit mit Fernsehen. Im Vergleich zum Unterricht ergab sich beim Fernsehen eine hohe emotionale Beanspruchung, die bei den jüngeren Schülern und den Wenigsehern stärker als bei den älteren und den Vielsehern war. Vielseher zeigten während der Freizeit eine geringere körperliche Aktivität, und ältere Vielseher waren in der Schule stärker beansprucht (Herzfrequenz) als Wenigseher. Vielseher führten weniger Gespräche, hatten seltener Kontakt zu Gleichaltrigen und eingeschränkte Interessen. Zudem wiesen sie schlechtere Noten im Deutschunterricht auf.

Summary

Twenty-three hour monitoring was done in hundred 11- and hundred 15-year-old schoolboys during school and leisure time. Emotional arousal (additional heart rate) was measured by an on-line comparison of heart rate (ECG) and physical activity (accelerative sensors) on a one-minute basis. Subjective feeling and behavior was monitored every 15 minutes by a hand-held computer. Special attention was devoted to TV consumption.

A median split according to TV consumption was done for each age group resulting in boys with heavy or low consumption. The former were engaged in TV viewing for about one third of their leisure time. Compared to school, TV viewing showed high emotional arousal in all groups. However, emotional arousal was still higher in younger than in older boys and higher in boys with low than in boys with heavy TV consumption. The latter showed low physical activity during leisure time. Strain at school (heart rate) was higher in older boys with heavy than in boys with low consumption. The former were characterized by poorer contacts with peers resulting in rare conversations and poorer interests. Marks for the German language were worse for boys with high than for boys with low consumption.