Nuklearmedizin 1983; 22(06): 273-287
DOI: 10.1055/s-0038-1624146
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Schattauer GmbH

Direkte und indirekte Parameter für das freie Thyroxin

II. Diagnostische Treffsicherheit bei Schilddrüsenfunktionsstörungen und Transportprotein-AnomalienDirect and Indirect Parameters of Free ThyroxineII. Diagnostic Accuracy in Patients with Disorders of Thyroid Function and Anomalies of Binding Proteins

Authors

  • Chr. Reiners

    1   Aus der Abteilung für Nuklearmedizin der Universität Würzburg (Leiter: Prof. W. Börner), Würzburg, Bundesrepublik Deutschland
  • R. Hoffmann

    1   Aus der Abteilung für Nuklearmedizin der Universität Würzburg (Leiter: Prof. W. Börner), Würzburg, Bundesrepublik Deutschland
  • E. Moll

    1   Aus der Abteilung für Nuklearmedizin der Universität Würzburg (Leiter: Prof. W. Börner), Würzburg, Bundesrepublik Deutschland
  • K. Baum

    1   Aus der Abteilung für Nuklearmedizin der Universität Würzburg (Leiter: Prof. W. Börner), Würzburg, Bundesrepublik Deutschland
  • W. Becker

    1   Aus der Abteilung für Nuklearmedizin der Universität Würzburg (Leiter: Prof. W. Börner), Würzburg, Bundesrepublik Deutschland
  • Chr. Eilles

    1   Aus der Abteilung für Nuklearmedizin der Universität Würzburg (Leiter: Prof. W. Börner), Würzburg, Bundesrepublik Deutschland
  • W. Gerhards

    1   Aus der Abteilung für Nuklearmedizin der Universität Würzburg (Leiter: Prof. W. Börner), Würzburg, Bundesrepublik Deutschland
  • F. Schick

    1   Aus der Abteilung für Nuklearmedizin der Universität Würzburg (Leiter: Prof. W. Börner), Würzburg, Bundesrepublik Deutschland
  • W. Spiegel

    1   Aus der Abteilung für Nuklearmedizin der Universität Würzburg (Leiter: Prof. W. Börner), Würzburg, Bundesrepublik Deutschland
  • W. Wiedemann

    1   Aus der Abteilung für Nuklearmedizin der Universität Würzburg (Leiter: Prof. W. Börner), Würzburg, Bundesrepublik Deutschland
  • W. Börner

    1   Aus der Abteilung für Nuklearmedizin der Universität Würzburg (Leiter: Prof. W. Börner), Würzburg, Bundesrepublik Deutschland
Further Information

Publication History

Eingegangen: 12 September 1983

Publication Date:
10 January 2018 (online)

Teil II der Studie zur klinischen Wertigkeit von direkten und indirekten Parametern für das freie Thyroxin untersucht die diagnostische Treffsicherheit der FT4-RIAs ImmoPhase, GammCoat, Liquisol, Amerlex und LisoPhase im Vergleich zum FT4-Index und zum T4/TBG-Quotienten. Der Simultanvergleich der Methoden erfolgt an einem sorgfältig klassifizierten Kollektiv (n = 640) von Patienten mit normaler und gestörter Schilddrüsenfunktion unter Einbeziehung von Transportprotein-Anomalien (Gravidität, Östrogen-Medikation, Hydantoin-Therapie, renaler Eiweiß-Verlust). Die im endemischen Jodmangelgebiet ermittelten Normbereiche für das FT4 stimmen gut mit den Herstellerangaben und den Ergebnissen anderer Arbeitsgruppen überein. Die Normbereiche der einzelnen Kits sind untereinander allerdings kaum vergleichbar. Die Abgrenzung der Euthyreose von der Hyper-und Hypothyreose erfolgt bis auf den FT4-RIA GammaCoat bei allen geprüften Testverfahren problemlos. Euthyreote Patienten mit blander Struma weisen erwartungsgemäß im Mittel leicht niedrigere Parameter für das FT4 auf. In der Gravidität zeigen sämtliche direkten und indirekten Parameter für das FT4 eine Tendenz zu erniedrigten Werten ab dem 2. Trimenon. Dieser allerdings unterschiedlich stark ausgeprägte Trend ist am deutlichsten beim T4/TBG-Quotienten. Die angedeutete negative Korrelation der FT4-Parameter mit dem basalen TSH, das allerdings nicht die obere Normgrenze überschreitet, kann im Sinne einer relativen Hypothyroxinämie interpretiert werden. Unter antikonzeptioneller Östrogen-Medikation finden sich, mit Ausnahme eines FT4-RIA, keine vom Normbereich abweichenden Ergebnisse der verschiedenen FT4-Parameter. Der FT4-RIA ImmoPhase zeigt hier signifikant gehäuft erhöhte FT4-Werte. Die Therapie mit Diphenylhydantoin führt im Vergleich zum Normalkollektiv generell zu durchschnittlich etwas niedrigeren FT4-Werten. Das Verhalten der FT4-Parameter bei Patienten mit renalem Eiweißverlust von mehr als 2 g/d ist uneinheitlich: Während drei der geprüften FT4-RIAs (ImmoPhase, GammaCoat, Amerlex) eine Tendenz zu niedrigeren Werten aufweisen, weichen die Ergebnisse der übrigen FT4-Parameter nicht sicher vom Normbereich ab. Die Studie führt zu den Schlußfolgerungen, daß indirekte Parameter für das FT4 für die Basisdiagnostik der Schilddrüsenfunktion weiterhin brauchbar sind; heute verfügbare FT4-RIAs können vergleichbare Aussagen bieten. Bei unterschiedlicher Qualität der verschiedenen kommerziellen Test-Kits ist die Auswahl zwischen FT4-RIAs und indirekten FT4-Parametern nicht primär von klinischen, sondern von methodisch-technischen Gesichtspunkten bestimmt.

Part II of the study concerning the clinical applicability of direct and indirect parameters for free thyroxine evaluates the diagnostic accuracy of the FT4-RIAs ImmoPhase, GammaCoat, Liquisol, Amerlex and LisoPhase in relation to FT4 index and T4/TBG ratio. This comparison of methods is done on a thoroughly classified collection (n = 640) of patients with normal and impaired thyroid function including patients with binding protein anomalies (pregnancy, estrogenmedication, phenytoin therapy, renal protein loss). FT4 normal ranges of a given kit harmonize well with data of the manufacturers and of the literature. On the other hand, the normal ranges of the various kits are not comparable. The differentiation of euthyroidism from hyperor hypothyroidism can be made without problems using any of these methods, with the exception of the FT4-RIA GammaCoat. As expected, patients with euthyroid goiter show, on the average, slightly lower parameters for FT4. In pregnancy all direct and indirect parameters for FT4 have a tendency to lower values after the first trimester. This trend is most distinct for the T4/TBG ratio. A weak negative correlation of FT4 parameters with basal TSH, which does not exceed the upper normal range, however, can be interpreted in the sense of a relative hypothyroxinemia. Under contraceptive estrogen medication FT4 parameters do not fall outside the normal range, with the exception of the FT4-RIA ImmoPhase assay which yields a significantly increased frequency of high FT4 levels. On therapy with phenytoin FT4 values are generally lower than in controls. FT4 parameters in patients with renal protein loss of more than 2 g daily do not behave uniformly. While three of the FT4-RIAs tested (ImmoPhase, GammaCoat, Amerlex) show a tendency to lower values, the results of the remaining FT4 parameters do not differ significantly from the distribution of normals. The study leads to the conclusion that indirect FT4 parameters are still useful in the diagnosis of thyroid function; currently available FT4 radioimmunoassays may yield comparable results. With regard to the varying quality of the various commercial test kits, the choice between FT4-RIAs and indirect FT4 parameters does not depend primarily on clinical but on technical viewpoints.