Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2007; 35(02): 117-124
DOI: 10.1055/s-0038-1624013
Wiederkäuer
Schattauer GmbH

Klinische und pathologisch-anatomische Veränderungen infolge einer Palatoschisis bei einem 23 Monate alten schwarzbunten Deutschen Holstein-Rind

Ein FallberichtClinical and pathological changes due to cleft palate in a 23-month-old black and white German Holstein heifer.A case report
F. de Vries
1   Aus der Klinik für Rinder (Direktor: Prof. Dr. H. Bollwein), dem
1   Aus der Klinik für Rinder (Direktor: Prof. Dr. H. Bollwein), dem
,
A. Starke
1   Aus der Klinik für Rinder (Direktor: Prof. Dr. H. Bollwein), dem
,
S. Gröters
1   Aus der Klinik für Rinder (Direktor: Prof. Dr. H. Bollwein), dem
,
M. Hewicker-Trautwein
1   Aus der Klinik für Rinder (Direktor: Prof. Dr. H. Bollwein), dem
,
H. C. Schenk
1   Aus der Klinik für Rinder (Direktor: Prof. Dr. H. Bollwein), dem
,
O. Distl
1   Aus der Klinik für Rinder (Direktor: Prof. Dr. H. Bollwein), dem
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Publication History

Eingegangen: 19 December 2005

akzeptiert: 17 February 2006

Publication Date:
06 January 2018 (online)

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Zusammenfassung:

Gegenstand und Ziel: Gegenstand der Untersuchung war bei einem 23 Monate alten Deutschen Holstein- Rind die Erforschung der klinischen und pathologisch feststellbaren Auswirkungen einer Gaumenspalte und möglicher Ursachen für diese kongenitale Missbildung. Material und Methode: Das Rind wurde klinisch, labordiagnostisch und genealogisch untersucht. Nach der Euthanasie erfolgte eine Sektion. Ergebnisse: Es wurde eine angeborene Palatoschisis (Gaumenspalte) zusammen mit einer Prognathia superior festgestellt. Die Palatoschisis erstreckte sich von 2 cm kaudal des rostralen Randes des Pulvinus dentalis bis zum Pharynx bei einer maximalen Breite von 2,5 cm. Aufgrund der Palatoschisis entstanden Folgeerkrankungen wie eine mittelgradige chronische katarrhalisch-eitrige Rhinitis, eine geringgradige chronische katarrhalisch-eitrige Bronchopneumonie, eine mikrozytäre hypochrome Anämie (Eisenmangelanämie) und ein rechtsseitiges geringgradiges peripheres Vestibularsyndrom. Zudem war das Rind für sein Alter von fast zwei Jahren deutlich zu klein und zu leicht. Das von den Missbildungen betroffene Tier konnte anhand seiner Abstammungsdaten auf gemeinsame Vorfahren in der väterlichen und mütterlichen Linie zurückgeführt werden. Der Inzuchtkoeffizient betrug 3,0 bei 11 Ahnengenerationen und einem Vollständigkeitsindex von 43%. Da sich für umweltbedingte Ursachen keine Hinweise finden ließen, könnte dem vorliegenden Fall eine genetische Ursache zugrunde liegen. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Aufgrund der aufgezeigten Entwicklung sollten Rinder mit angeborenen Gaumenspalten und Problemen beim Abschlucken der Nahrung nicht zur Mast verwendet, sondern frühzeitig der Verwertung zugeführt werden.

Summary:

Objective: The objective of the study was the investigation of the clinically and pathologically detectable effects of a cleft palate (palatoschisis) in a black and white German Holstein heifer and possible reasons for this congenital disease. Material and methods: Clinical, laboratory-clinicial and genealogical examinations of the heifer were carried out. After euthanasia an autopsy was performed. Results: The diagnosis was a cleft palate extending from 2 cm caudal from the rostral margin of the dental plate to the larynx with a maximum width of 2.5 cm and a prolonged upper jaw. As a consequence of this disorder a moderate chronic rhinitis, chronic bronchopneumonia, microcytic hypochromic anemia (iron dependent anemia), and a right sided peripheral vestibular syndrome were diagnosed. Moreover, the heifer was smaller in height and weight as age companions. The coefficient of inbreeding in this family was 3.0 with a completeness level of 43% and considering 11 ancestor generations. Because of this and the fact that environmental causes could not be found, a genetic cause is most likely in this presented case. Conclusion and clinical relevance: Calves with a congenital palatoschisis should be slaughtered as soon as possible and not be fattened in order to avoid severe complications resulting from swallowing difficulties.