Zusammenfassung
Gegenstand: Diagnostik und Therapie von Bissverletzungen am Hals beim Hund. Material und Methoden: Retrospektive Auswertung der Daten von 47 Bissverletzungen am Hals bei 45 kaninen
Patienten, die von Januar 2000 bis August 2007 in der Klinik für Kleintiere, Chirurgie
der Justus-Liebig-Universität Gießen vorgestellt wurden. Ergebnisse: 38 Tiere wurden innerhalb der ersten 24 Stunden vorgestellt. Davon wiesen 10 Hunde
neben Haut- und Unterhautläsionen Verletzungen von Muskulatur, Trachea, Ösophagus,
Kehlkopf, Gefäßen oder Wirbelsäule auf. Neun Hunde wurden erst nach einem Tag oder
später vorgestellt. Fast die Hälfte von ihnen hatte einen Abszess entwickelt. Auch
unter den spät vorgestellten Hunden fanden sich Patienten mit schweren Verletzungen
wie Tracheaabriss. Röntgenologisch konnten 25-mal gasdichte Aufhellungen im Halsbereich
(46,3%), 6-mal eine Weichteilschwellung (11,1%), 9-mal ein Pneumomediastinum (16,6%),
und je einmal ein Pneumothorax (1,9%) und ein Pneumoretroperitoneum (1,9%) diagnostiziert
werden. Die Behandlungsdauer betrug bei größeren Verletzungen im Durchschnitt 6,25
Tage. Bei Patienten, deren Verletzungen länger als 24 Stunden zurücklagen, dauerte
die antibiotische Therapie mit durchschnittlich 18,2 Tagen deutlich länger als bei
den frühzeitig vorgestellten Hunden. Bei diesen betrug sie im Mittel 8,6 Tage im Fall
einer Verletzung von Haut und Unterhaut und 9,6 Tage bei schwerwiegenderen Verletzungen.
Die Mortalität lag bei 8,5% (n = 4) in Bezug auf die Verletzung am Hals und bei 10,6%
(n = 5) insgesamt. Beide Patienten mit Perforation des Ösophagus starben. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Bissverletzungen im Bereich des Halses beim Hund haben bei korrekter Behandlung eine
gute Pro-gnose. Röntgenaufnahmen geben Hinweise auf Verletzungen der Trachea, des
Kehlkopfes oder des Ösophagus. Eine umfassende Untersuchung und Therapie in Narkose
ist möglichst schnell durchzuführen.
Summary
Objective: Diagnostic and therapeutic options in bite wounds to the neck in dogs. Material and methods: Retrospective evaluation of the data from 47 bite wounds in 45 dogs, which were presented
with bite wounds in the neck between January 2000 and August 2007 in the Clinic for
Small Animals, Department of Surgery, of the Justus-Liebig-University in Giessen.
Results: 38 animals with injuries to skin and subcutaneous tissue were presented within 24
hours after injury. Ten of these dogs had additional injury to muscles, trachea, esophagus,
larynx or spinal cord. Nine dogs were presented after 24 hours or later. Four of them
had developed an abscess. Severe injuries like avulsion of the trachea were also seen
in these late presented patients. Radiographic signs comprised radiolucency in the
neck (n = 25/46.3%), soft tissue swelling (n = 6/11.1%), pneumomediastinum (n = 9/16.6%),
pneumothorax (n = 1/1.9%) and pneumoretroperitoneum (n = 1/1.9%). The treatment time
for severely injured dogs was 6.25 days. In dogs which had been presented later than
24 hours after trauma antimicrobial therapy lasted much longer (18.2 days) than in
early presented dogs (8.6 days in case of skin and subcutis wounds, 9.6 days in severely
injured patients). Regarding the bite injuries in the neck as cause of death mortality
rate was 8.5% (n = 4). For all patients the rate was 10.6% (n = 5). Both patients
with perforation of the esophagus died. Conclusion and clinical relevance: Bite injuries to the neck in dogs have a good prognosis if treated correctly. Radiographs
may help localize injuries to the trachea, larynx or esophagus. Extensive examination
and treatment under anaesthesia must occur quickly.
Schlüsselwörter
Trauma - Bisswunden - zervikal - Hund
Key words
Trauma - bite wounds - neck - dog