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DOI: 10.1055/s-0038-1622760
Zur Psychodynamik von Frauen mit genitaler Dysplasie
Publication History
Publication Date:
19 February 2018 (online)
Einleitung:
Genitale Dysplasien stellen für betroffene Frauen eine reale Gefahr dar, die psychisch Unlust/Angst hervorruft. Objektiv finden sich zum Diagnosezeitpunkt erhöhte Angstscores. Subjektiv wird das ICH „autorisiert“, gegen diese nach Befriedigung strebenden Unlust/Angst vorzugehen. Dabei kann sich das ICH verschiedener Abwehrmechanismen bedienen, um die durch die Erkrankung induzierte Unlust/Angst zu kontrollieren.
Methoden:
Von 01/2012 bis 06/2015 wurden in der Dysplasiesprechstunde der Univ. Frauenklinik Graz 250 Frauen mit genitalen Dysplasien eingeladen, anonym ihre subjektiven Empfindungen nach einem auffälligen Genitalbefund mitzuteilen. Mithilfe eines semi-strukturierten Fragebogens wurden ihre ersten Gedanken/Gefühle in Form von freien Assoziationen dokumentiert.
Ergebnisse:
Eine Vielzahl von Gedanken/Gefühle wurden mitgeteilt, die hinweisend auf verschiedene Abwehrmechanismen sind: Überbetonung der Gefahr: „muss ich Angst haben zu sterben?“; „Ich habe leider kein Kind und mein erster Gedanke war, dass diese Hoffnung jetzt ganz stirbt“. Abschwächung der Gefahr: „Alles wird wieder gut“; „Fühle mich nicht krank“. Wendung gegen die eignen Person: „Etwas später wütend und dann traurig“; „Schamgefühl“. Wendung gegen eine fremde Person: „Wut auf den Frauenarzt“; „Wut auf den Partner“. Konversion: „Hab beim Sex Schmerzen“. Verleugnung: „Ich will nicht darüber nachdenken, sonst leidet meine Psyche darunter“. Intellektualisierung: „Eigentlich ‚gar nicht so schlecht‘ – wird mit zwei weiteren Ops kombiniert“.
Schlussfolgerungen:
Die Abwehr der Unlust/Angst von Frauen mit genitalen Dysplasien ist vielgestaltig. Ärztliche Kenntnisse dieser Reaktionsmuster könnten zu geeigneten Interventionen führen und helfen, die Verarbeitung der Erkrankung positiv zu beeinflussen.