Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(02): 184-185
DOI: 10.1055/s-0038-1622760
Kurzvorträge 3: Allgemeine Gynäkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zur Psychodynamik von Frauen mit genitaler Dysplasie

O Reich
1   Abteilung Gynäkologie, Universitäts-Frauenklinik Graz, Österreich
,
F Berg
1   Abteilung Gynäkologie, Universitäts-Frauenklinik Graz, Österreich
,
M Dorfer
1   Abteilung Gynäkologie, Universitäts-Frauenklinik Graz, Österreich
,
E Greimer
1   Abteilung Gynäkologie, Universitäts-Frauenklinik Graz, Österreich
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Publication History

Publication Date:
19 February 2018 (online)

 

Einleitung:

Genitale Dysplasien stellen für betroffene Frauen eine reale Gefahr dar, die psychisch Unlust/Angst hervorruft. Objektiv finden sich zum Diagnosezeitpunkt erhöhte Angstscores. Subjektiv wird das ICH „autorisiert“, gegen diese nach Befriedigung strebenden Unlust/Angst vorzugehen. Dabei kann sich das ICH verschiedener Abwehrmechanismen bedienen, um die durch die Erkrankung induzierte Unlust/Angst zu kontrollieren.

Methoden:

Von 01/2012 bis 06/2015 wurden in der Dysplasiesprechstunde der Univ. Frauenklinik Graz 250 Frauen mit genitalen Dysplasien eingeladen, anonym ihre subjektiven Empfindungen nach einem auffälligen Genitalbefund mitzuteilen. Mithilfe eines semi-strukturierten Fragebogens wurden ihre ersten Gedanken/Gefühle in Form von freien Assoziationen dokumentiert.

Ergebnisse:

Eine Vielzahl von Gedanken/Gefühle wurden mitgeteilt, die hinweisend auf verschiedene Abwehrmechanismen sind: Überbetonung der Gefahr: „muss ich Angst haben zu sterben?“; „Ich habe leider kein Kind und mein erster Gedanke war, dass diese Hoffnung jetzt ganz stirbt“. Abschwächung der Gefahr: „Alles wird wieder gut“; „Fühle mich nicht krank“. Wendung gegen die eignen Person: „Etwas später wütend und dann traurig“; „Schamgefühl“. Wendung gegen eine fremde Person: „Wut auf den Frauenarzt“; „Wut auf den Partner“. Konversion: „Hab beim Sex Schmerzen“. Verleugnung: „Ich will nicht darüber nachdenken, sonst leidet meine Psyche darunter“. Intellektualisierung: „Eigentlich ‚gar nicht so schlecht‘ – wird mit zwei weiteren Ops kombiniert“.

Schlussfolgerungen:

Die Abwehr der Unlust/Angst von Frauen mit genitalen Dysplasien ist vielgestaltig. Ärztliche Kenntnisse dieser Reaktionsmuster könnten zu geeigneten Interventionen führen und helfen, die Verarbeitung der Erkrankung positiv zu beeinflussen.