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DOI: 10.1055/s-0038-1622745
Die Psychosoziale Beratungssprechstunde für Schwangere und Mütter in innerer Not. Gemeinsam neue Wege gehen oder Anlass zum Umdenken in Zuständigkeiten?
Publication History
Publication Date:
19 February 2018 (online)
Jede Frau gerät durch Schwangerschaft und Geburt in eine intensive Lebensumstellungsphase. Oft ist sie nicht dazu in der Lage diese zu bewältigen. Psychische Störungen können eine Folge sein. Der Zugang zu professioneller Hilfe ist immer noch schwierig. Niederschwellige Unterstützungsangebote fehlen zumeist. Im Rahmen einer offenen psychosozialen Beratungssprechstunde in den Räumlichkeiten der Universitätsfrauenklinik Bonn können sich Frauen vorstellen, die durch ihre Belastung verunsichert sind. Im Rahmen von entlastenden und stützenden Gesprächen wird u.a. mittels EPDS-Fragebogen die peripartale Depressivität erfasst. Bei einem Cut-Off > 13 erfolgen Vorstellungen in dem Funktionsbereich Gyn. Psychosomatik. Weitere Betreuungen werden dort angeboten. Die Finanzierung erfolgt im Rahmen eines Präventionsangebotes der Novitas BKK Duisburg. Im Zeitraum von 12 Monaten stellten sich 67 Frauen vor. Zumeist erfolgten Informationen zur Sprechstunde mittels ausgelegter Flyer und über betreuende Hebammen. 52% der Frauen nannten depressive Symptome als Grund für die Vorstellung. Bei 44 von 61 Frauen lag der Cut-Off über 13 Punkten. Weitere 11% bei > 10. Fast 80% der Frauen, die das niederschwellige Beratungsangebot in Anspruch nahmen, wiesen eine mittlere bis hohe Wahrscheinlichkeit für eine depressive Erkrankung auf. Frauen die sich rund um die Geburt als psychisch belastet erleben, werden oft in Ihrer Erkrankung nicht oder nicht rechtzeitig erkannt. Der Bedarf an Beratung, Lotsenfunktion, medikamentöser und therapeutischer Behandlung ist hoch. An einer Verbesserung der interdisziplinären Schnittstelle zwischen beratender psychosozialer Prävention und medizinisch-gynäkologischer-psychiatrischer Versorgung zur Vorbeugung peripartaler psychischer Belastungen muss auch in Zukunft intensiv gearbeitet werden.