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DOI: 10.1055/s-0038-1622695
Röntgenreizbestrahlungen bei 60 Hunden mit Osteoarthrosen
Radiation therapy in 60 dogs with arthrosesPublication History
Eingegangen:22 June 2007
akzeptiert:07 February 2008
Publication Date:
04 January 2018 (online)
Zusammenfassung:
Gegenstand und Ziel: Die Strahlentherapie hat in der Humanmedizin bei gutartigen Erkrankungen, vor allem Arthrosen, eine über hundertjährige Geschichte mit guten Ergebnissen. In einem strahlenbiologischen Teil wird auf die biologischen Wirkungsmechanismen eingegangen. In einer prospektiven Studie sollten Wirksamkeit und praktische Durchführbarkeit der Strahlentherapie bei Hunden mit Arthrosen geprüft werden. Material und Methoden: Zur Bestrahlung standen zwei Röntgentherapiegeräte mit Energien von 50–200 keV zur Verfügung. Im Verlauf von 2 Jahren wurden 60 Hunde mit schmerzhaften Arthrosen (154 Gelenke) mit Einzeldosen von 1 Gy bis zu einer Gesamtdosis von 6 Gy innerhalb von 3 Wochen bestrahlt. Mit drei Ausnahmen waren die Hunde auf ein Schmerzmittel eingestellt. Zur Beurteilung des Therapieeffekts erfolgte vor und nach der Radiotherapie eine Einteilung der Patienten entsprechend der klinischen Ausprägung der Arthrosen in vier Schweregrade. Ergebnisse: Nach der genannten Einteilung des Krankengutes und einem Beurteilungsschema für das klinische Therapieergebnis von Kaiser et al. ergab sich bei 26 Hunden (43%) Beschwerdefreiheit, bei 18 Tieren (30%) eine wesentliche und bei 10 Hunden (17%) eine geringfügige Besserung. Nur sechs Patienten (10%) wurden in die Gruppe „Unbeeinflusst“ eingestuft, da die zunächst eingetretene Besserung nur vorübergehend bestand. Lokale Nebenwirkungen traten nicht auf. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Mit der aus der Humanmedizin übernommenen Fraktionierung mit 1 Gy pro Sitzung bis 6 Gy innerhalb 3 Wochen lassen sich auch bei Hunden mit schmerzhaften Arthrosen sehr gute Ergebnisse erzielen. Aufgrund der geringen zu bestrahlenden Durchmesser bei Kleintieren reichen die Geräte mit einer Röntgenstrahlung von 50–200 keV für Reizbestrahlungen mit niedrigen Einzelund Gesamtdosen völlig aus. Als Vorteil der Geräteausstattung hat sich erwiesen, dass kein Tubus auf das zu bestrahlende Gelenk aufgesetzt werden muss, der das Tier stören würde. Auch eine Sedierung ist nur in Ausnahmefällen erforderlich. Die Betreiber von Bestrahlungseinrichtungen für Kleintiere sollten gemeinsame Behandlungsprotokolle und Studien durchführen, um diese einfache und wirkungsvolle Behandlungsmethode bekannt zu machen und als Alternativmethode bei der Behandlung schmerzhafter Osteoarthrosen des Hundes einzuführen.
Summary
Objective: Radiation therapy in benign diseases, particularly in arthroses, has been used as a successful treatment method in human medicine for more than one hundred years. In an extensive radiobiological part of this article the biological effects of the various mechanisms are explained. A prospective study was conducted to evaluate efficiency and practical performance of radiation therapy in dogs with arthroses. Material and methods: Two radiotherapy machines with X-ray energies of 50 to 200 keV were used. 60 dogs receiving a low dose radiotherapy in 154 different joints were included in the study. They were treated in single doses of 1 Gy to total doses of 6 Gy within three weeks. The use of narcotics was allowed. All dogs except three had been treated with pain medicaments before radiation. A classification scheme was used to assess the clinical severity of arthroses before and after radiation therapy. Results: 26 dogs (43%) displayed complete improvement of pain and symptoms, 18 (30%) a remarkable, 10 (17%) a little improvement. In six dogs (10%) no changes could be observed. These patients showed an improvement at first, but this only lasted for some weeks. No side effects occurred. Conclusion and clinical relevance: The fractionation with 1 Gy per session to 6 Gy total dose within 3 weeks led to very good results in the treatment of painful arthroses in dogs. X-rays with an energy of 50–200 keV are sufficient in the treatment of benign diseases in small animals with low single and total doses. An advantage of the radiation technique is that there is no need for a tube attached to the treated joint that would disturb the animal. Narcotics are rarely necessary. Treatment records and clinical studies should be performed in order to publish and introduce this simple and efficient method of radiation therapy in dogs.
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