Rofo 2019; 191(S 01): S40
DOI: 10.1055/s-0037-1682119
Vortrag (Wissenschaft)
Mammadiagnostik
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Kaiser Score: Eine evidenzbasierte Entscheidungsregel basierend auf BI-RADS MRI Deskriptoren. Gibt es einen Einfluss der Histopathologie auf die diagnostische Genauigkeit?

M Dietzel
1   Universitätsklinikum Erlangen, Radiologisches Institut, Erlangen
,
R Schulz-Wendtland
1   Universitätsklinikum Erlangen, Radiologisches Institut, Erlangen
,
S Ellmann
1   Universitätsklinikum Erlangen, Radiologisches Institut, Erlangen
,
E Wenkel
1   Universitätsklinikum Erlangen, Radiologisches Institut, Erlangen
,
P Clauser
2   Medical University of Vienna, Department of Biomedical Imaging and Image-Guided Therapy, Vienna General Hospita, Vienna
,
M Uder
1   Universitätsklinikum Erlangen, Radiologisches Institut, Erlangen
,
P Baltzer
3   Medical University of Vienna, Department of Biomedical Imaging and Image-Guided Therapy, Vienna General Hospital, Vienna
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 March 2019 (online)

 

Zielsetzung:

Wir untersuchten, inwiefern es einen Einfluss der Histopathologie auf die diagnostische Genauigkeit des Kaiser Scores gibt.

Material und Methoden:

Gegenstand der retrospektiven Studie waren in der komplementären Diagnostik als suspekt eingestufte Befunde. Diese wurden mittels Brust MRT weiter abgeklärt (Protokoll nach internationalen Empfehlungen) und anschließend histologisch verifiziert. Zur Differentialdiagnose (gut- oder bösartig?) jedes Befundes wurde der Kaiser Score ermittelt (2 erfahrene Radiologen im Konsensus). Die diagnostischen Genauigkeit des Kaiser Scores (Area under the ROC-curve: AUC [%]) wurde nach der Histopathologie des Befundes stratifiziert (deskriptive Statistik, alpha = 5%).

Ergebnisse:

Die feingewebliche Untersuchung der konsekutiven 437 benignen und 647 malignen Befunden zeigte alle relevanten senologischen Histopathologien. Die verschiedenen Subytpen des invasiven Karzinoms – darunter auch das lobuläre Karzinom – wurden mit gleicher Genauigkeit diagnostiziert (AUC = 0,92 – 0,86; P = 0,13 – 0,97). In der Differentialdiagnose von invasiven Karzinomen (AUC = 0,91) übertraf der Kaiser Score jedoch die Werte von DCIS (AUC = 0,73; P < 0,001). Bezüglich der Differentialdiagnose „schwieriger“ gutartiger Histopathologien zeigten sich hohe Genauigkeiten (Papillome: AUC = 86,7; fibrozystische Mastopathie: AUC = 88,0). Diese wurden jedoch bei der Differentialdiagnose von klassischen benignen Befunden übertroffen (Fibroadenome: AUC = 91,8; P < 0,05). Die exakteste Differentialdiagnose ermöglichte der Kaiser Score in der Differentialdiagnose benigner Phylloidestumore von bösartigen Befunden (AUC = 98,2; P < 0,001).

Schlussfolgerungen:

Die Genauigkeit des Kaiser Scores war hoch und weitgehend unabhängig von der Histopathologie. Unter Anwendung der BI-RADS MRI Deskriptoren ermöglichte diese evidenzbasierte Entscheidungsregel eine genaue Differentialdiagnose (gut- oder bösartig?), selbst bei „schwierigen“ Tumorentitäten (DCIS, Papillom, Phylloidestumor, etc.).