Rofo 2019; 191(S 01): S38-S39
DOI: 10.1055/s-0037-1682114
Vortrag (Wissenschaft)
Kopf/Hals-Diagnostik
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gibt es eine Atrophie des Nervus vestibularis nach akutem Vestibularisausfall (Neuritis vestibularis)? Eine MR-tomografische Untersuchung

W Freund
1   Universitätskliniken Ulm, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Ulm
,
D Schneider
1   Universitätskliniken Ulm, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Ulm
,
U Mayer
2   Kardoilogische Gemeinschaftspraxis, Neu Ulm
,
M Scheithauer
3   Universitätskliniken Ulm, Hals- Nasen- Ohrenheilkunde, Ulm
,
M Beer
1   Universitätskliniken Ulm, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Ulm
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
27 March 2019 (online)

 

Zielsetzung:

Ein plötzlich auftretendes peripher vestibuläres Defizit wird meist Neuritis vestibularis (NV) genannt, wobei unklar ist, ob die Ursache entzündlich oder ischämisch ist und wo genau der Lokus der Schädigung liegt. Daher soll mit hochauflösender Technik MR-tomografisch eine Atrophie des Nervus vestibularis nach einer NV gesucht werden.

Material und Methoden:

10 Patienten mit bleibendem vestibulärem Defizit (Kalorische Testung) nach NV und 10 gesunde altersgematchte Kontrollpersonen wurden eingeschlossen. Die MRT Messung erfolgte mittels einer CISS Sequenz mit sagittaler Auflösung von 0,2 mm in einem 3T MR-Tomographen. Die Bildanalyse erfolgte nach 3D-Rekonstruktion im lateralen Drittel des Meatus acusticus internus. Zwei bezüglich der symptomatischen Seite geblindete Auswerter erfassten die Querschnittsfläche des Nervus vestibularis superior (NVS) und inferior (NVI) beidseits.

Ergebnisse:

Die Interraterdifferenz für die Flächenbestimmung betrug lediglich 7%. Es zeigte sich auf Gruppenebene eine signifikant um 24% kleinere Querschnittsfläche des NVS auf der symptomatischen Seite (p = 0,026), ein geringeres Verhältnis NVS/NVI (p = 0,017) und ein geringeres Verhältnis der Querschnitte für den NVS gegenüber dem NVI (p = 0,014). Bei Betrachtung der Einzelwerte fällt jedoch auf, dass lediglich bei 5 Patienten die Unterschiede vorhanden sind und bei 5 Patienten keinerlei Unterschiede im Querschnitt des NVS erkennbar sind.

Schlussfolgerungen:

Die Technik lieferte verlässliche Messwerte und konnte die erwartete Atrophie des NVS belegen. Erstaunlicherweise trugen nur 5 Patienten zu den deutlichen Ergebnissen bei und zeigten sehr starke Kaliberreduktionen auf die Hälfte der Fläche, wogegen die andere Hälfte der Patienten trotz stringenter Falldefinition keinerlei Atrophie zeigte. Von daher muss vermutet werden, dass das klinisch homogene Krankengut doch wenigstens zwei unterschiedliche Krankheitsprozesse repräsentiert.