Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2005; 33(04): 291-295
DOI: 10.1055/s-0037-1622472
Hund/Katze
Schattauer GmbH

Radiojodtherapie bei Katzen: Strahlenschutz der Kontaktpersonen

Radioiodine treatment of feline hyperthyroidism: radiation safety of contact persons
M. Puille
1   Aus der Klinik für Nuklearmedizin (Prof. Dr. Dr. R. Bauer)
,
N. Puille
1   Aus der Klinik für Nuklearmedizin (Prof. Dr. Dr. R. Bauer)
,
R. Neiger
2   Klinik für Kleintiere, Innere Medizin (Prof. Dr. R. Neiger) der Justus-Liebig-Universität Gießen
,
R. Bauer
1   Aus der Klinik für Nuklearmedizin (Prof. Dr. Dr. R. Bauer)
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Eingegangen: 09. August 2004

akzeptiert: 26. August 2004

Publikationsdatum:
05. Januar 2018 (online)

Preview

Zusammenfassung

Ziel: Abschätzung der möglichen Strahlenexposition von Personen, die mit Katzen nach Radiojodtherapie in Kontakt kommen. Patienten und Methoden: 72 Katzen mit gesicherter Hyperthyreose wurden mit 131-Iod behandelt. Uptake und effektive Halbwertszeit wurden mittels Kameradosimetrie ermittelt. Mittelwerte der Aktivität von 131-Iod in der Katze und ihren Ausscheidungen wurden errechnet und die interne und externe Strahlenexposition von Kontaktpersonen abgeschätzt. Ergebnisse: Falls keine Inkorporation ausgeschiedener Aktivität auftritt, wird der Grenzwert von 1 mSv bereits am Tag nach der Applikation von 131-Iod unterschritten. Auch bei Annahme ungünstiger Umstände ist eine Inkorporation von mehr als Bruchteilen eines Prozents der applizierten Aktivität nicht anzunehmen. Die erreichbare Strahlenexposition von Kontaktpersonen unterschreitet auch unter Berücksichtigung einer möglichen Inkorporation nach fünf Tagen 1 mSv deutlich. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die Radiojodtherapie ist ein hocheffektives, nebenwirkungsfreies Verfahren zur Therapie der felinen Hyperthyreose. Sie lässt sich auch unter Beachtung der deutschen Strahlenschutzvorschriften problemlos durchführen. Die notwendige Hospitalisierung kann aufgrund praktischer Strahlenschutzüberlegungen in ihrer Dauer deutlich verkürzt werden. Im Einklang mit der in Vorbereitung befindlichen »Richtlinie Strahlenschutz in der Veterinärmedizin« ist eine Entlassung der Tiere nach wenigen Tagen möglich. Zur sicheren Vermeidung von Inkorporationen sollten Haltungsbedingungen und häusliche Umstände der Katzenbesitzer bei der individuellen Festlegung eines Entlassungsgrenzwerts berücksichtigt und in Zweifelsfällen eine Verlängerung des stationären Aufenthalts erwogen werden.

Summary

Objective: Estimation of radiation exposure of persons in close contact to cats treated with radioiodine. Patients and methods: 72 cats with hyperthyroidism were treated with 131-iodine in a special ward. Thyroid uptake and effective halflife were determined using gammacamera dosimetry. Average activity of 131-iodine in cats and litter was calculated. Based on these data, the possible internal and external radiation exposure of contact persons was estimated. Results: If no incorporation of excreted activity occurs, radiation exposure is below the dose limit of 1 mSv the day after 131-iodine application. Incorporation increases radiation exposure, but even in a worst-case scenario incorporation of more than a fraction of one percent of the activity applied is unlikely. Therefore, radiation exposure of contact persons keeps well below1 mSv five days after 131-iodine application even if incorporation of excreted activity is considered. Conclusion and clinical relevance: Radioiodine therapy of feline hyperthyroidism is a highly effective and safe treatment option and can easily be performed in accordance with German radiation protection regulations. Hospitalisation may be limited to less than one week according to the German “Richtlinie Strahlenschutz in der Veterinärmedizin” and practical considerations on radiation exposure. Individual determination of activity limits for patient discharge should take incorporation risks due to circumstances of animal husbandry and domestic conditions into consideration, and prolong patient stay if individual reasons for increased incorporation risks may exist.

Eingegangen: 09.08.04; akzeptiert: 26.08.04