Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2008; 36(04): 245-249
DOI: 10.1055/s-0037-1621536
Wiederkäuer
Schattauer GmbH

Entwicklung eines Web-basierten Meldesystems für kongenitale Anomalien beim Rind und Übersicht über die in 15 Monaten gemeldeten Fälle

Development of a web-based monitoring system for congenital anomalies in cattle and a survey on cases reported during a 15-month period
U. Schulze
1   Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung (Direktor: Prof. Dr. O. Distl) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
O. Distl
1   Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung (Direktor: Prof. Dr. O. Distl) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
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Publication History

Eingegangen: 20 June 2006

akzeptiert: 09 January 2008

Publication Date:
05 January 2018 (online)

Zusammenfassung

Gegenstand und Ziel: Entwicklung eines Web-basierten Meldesystems für kongenitale Anomalien beim Rind, um diese landesweit zu erfassen und deren Ursachen aufzuklären. Material und Methoden: Das Web-basierte System zur Meldung von Missbildungen beim Rind ist für alle interessierte Personen, wie Landwirte, Tierärzte und Zuchtorganisationen, unter der URL http://www.tiho-hannover.de/einricht/zucht/anomalien/rind/index.htm zugänglich. Häufig vorkommende Anomalien wurden kurz beschrieben und mit Bildmaterial veranschaulicht. Der Fragebogen enthält Angaben zur Herkunft des Tieres und zur Art der Missbildung. Das System ist unabhängig von einer Organisation oder einem auf einzelne Länder oder Bezirke begrenzten Landeskontrollverband verfügbar. Es bietet die Möglichkeit, sofort persönlichen Kontakt zu dem Untersucher herzustellen. Zudem können weitere Informationen, wie z. B. digitale Fotos oder Röntgenbilder, schnell ausgetauscht werden. Da die Meldungen häufig bereits kurz nach der Geburt der Kälber erfolgten, konnten viele Fälle weitergehenden klinischen, molekulargenetischen und pathomorphologischen Untersuchungen unterzogen werden. Ergebnisse: Von August 2004 bis November 2005 gingen insgesamt 109 Meldungen ein, wovon 46 über die Rinder-Union West und 11 über die Kliniken der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover an das Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung erfolgten. Eine detaillierte Untersuchung der missgebildeten Kälber fand in 17 Fällen statt. Am häufigsten wurden Missbildungen des Verdauungssystems (19%), des Kopfes (18%), der Wirbelsäule (17%) und der Gliedmaßen (14%) registriert. Schlussfolgerungen und klinische Relevanz: Ein weiterer Ausbau des bisherigen Systems mit einem verbesserten Rückfluss von Informationen an den Tierbesitzer und Tierarzt sowie aktuellen Informationen zu den kongenitalen Anomalien erscheint angebracht und erfolgversprechend, um das Meldesystem zu verbessern und weiter zu verbreiten. Auf diese Weise können Ursachen für kongenitale Anomalien beim Rind besser aufgeklärt werden.

Summary

Objective: Development of a web-based reporting system in order to record congenital anomalies in cattle as well as to elucidate the underlying causes. Materials and methods: A web-based reporting system for bovine malformations was developed. This system is accessible via internet (URL: http://www.tiho-hannover.de/einricht/zucht/anomalien/rind/index.htm) for all persons such as farmers, veterinarians and breeding organizations. A brief description was provided for frequently observed anomalies and photographs were added to illustrate these cases. A questionnaire can be filled out to record the origin and pedigree of the animals and the type of malformation observed. The advantages of this system are its instant and far-ranging availability as well as the possibility to immediately contact the responsible person at the institute. In addition, further information such as digital photos or radiographs can be quickly exchanged. As the reports were frequently made shortly after the births of the calves, a lot of cases could be subjected to further clinical, molecular genetic and pathomorphological examinations. Results: From August 2004 to November 2005 altogether 109 reports were filed, with 46 registered by Rinder-Union West, and 11 by clinics of the University of Veterinary Medicine Hannover, and passed on to the Institute for Animal Breeding and Genetics. A detailed examination of the deformed calves was carried out in 17 cases. Malformations of the digestive system (19%), the head (18%), the spinal column (17%), and limbs (14%) were most frequently registered. Conclusion and clinical relevance: A further extension of the present system with improved feedback of information to farmers and veterinarians as well as topical information about anomalies would appear reasonable and promising, so as to improve and enlarge the system of reporting malformations. In this way underlying causes of anomalies can be elucidated.

 
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