Zusammenfassung
Die multifunktionellen Eigenschaften des von Willebrand-Faktors (VWF) und seine komplexe
Biosynthese und Struktur sind für die unterschiedlichen molekularen Mechanismen verantwortlich,
welche die bekannte ausgeprägte klinische Heterogenität des von Willebrand-Syndroms
(VWS) erklären. Die Identifizierung spezifischer Mutationen, die entweder mit dem
kompletten oder partiellen Fehlen des VWF, Störungen der posttranslationalen Modifikation,
wie Dimerisierung und Multimerisierung, Beeinträchtigung des intrazellulären Transports
oder funktionellen Defekten einhergehen, haben die Möglichkeit für Struktur/Funktions-Studien
des VWF und zu Genotyp/Phänotyp-Analysen des VWS geschaffen. Durch die heute verfügbare
moderne Technik der Genanalyse können selbst bei dem sehr großen und komplexen Gen
des VWF mit seinen 52 Exons die kausalen Mutationen in einer überschaubaren Zeit identifiziert
werden. Die Mutationsanalyse kann somit bei der korrekten Diagnosestellung und der
Klassifikation von Patienten hilfreich sein, was für viele Patienten für die Wahl
der adäquaten Therapie von Bedeutung ist. Auch die Identifizierung von nicht betroffenen
Mutationsträgern innerhalb einer Familie mit VWS ist hierdurch möglich. Darüberhinaus
können die Mutationsanalyse und die aus ihr gewonnenen Erkenntnisse dazu beitragen,
die molekularen Mechanismen des VWF nicht nur bei Blutungen sondern auch bei arteriellen
thromboembolischen Erkrankungen zu verstehen.
Summary
Due to the multifunctional character of von Willebrand factor (VWF), its complex biosynthesis
and structure, many different disease causing molecular mechanisms exist which explain
the well known marked heterogeneity of clinical symptoms in von Willebrand disease
(VWD). Identification of specific mutations that can either cause complete or partial
absence of VWF, interfere with post-translation processing of VWF like dimerisation
and multimerisation, impair intracellular transport or disturb particular functions
of VWF, offered the opportunity for structure/function studies of VWF and genotype/phenotype
analysis of VWD. Today the molecular tools for such studies are readily available,
enabling us to identify the molecular defects in a reasonable time even in the case
of the large and complex VWF gene with its 52 exons. Mutation analysis can help to
find the correct diagnosis and to classify patients with VWD which may be crucial
to choose the adequate therapy. It can also identify unaffected carriers of the disease
gene among family members of patients with VWD. Furthermore, mutation analysis and
the conclusions drawn from such data can further help to understand the molecular
mechanisms of VWF not only in bleeding but also in arterial thrombotic disease.
Schlüsselwörter
VWF - VWS - Genetik
Keywords
VWF - VWD - genetics